Ausbildung und Familie miteinander vereinbaren – Fachkräfte von morgen sichern

„Es gibt ein großes Potenzial an jungen Menschen mit Familienverantwortung, für die eine Ausbildung in Teilzeit Berufsperspektiven eröffnet“, erklärt der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser. Daten aus einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2011 belegen dies: Demnach waren fast 47 % aller jungen Mütter (rund 117.000) und etwa 31 % aller jungen Väter (rund 21.000) im Alter von 16 bis 24 Jahren ohne Berufsabschluss und besuchten weder eine Schule noch absolvierten sie eine duale Ausbildung.

„Hier besteht Handlungsbedarf. Wir müssen jungen Eltern den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Eine Ausbildung in Teilzeit gibt diesen jungen Menschen eine Chance auf einen Berufsabschluss“, betont Esser.

Vom innovativen Instrument einer Ausbildung in Teilzeit profitieren nach Auffassung des BIBB-Präsidenten alle Beteiligten: „Die Auszubildenden, weil sie eine Berufsausbildung und ihre Familienverantwortung besser miteinander vereinbaren können, und die Betriebe, weil sie Potenziale einer motivierten und verantwortungsbewussten Zielgruppe nutzen und ihren Fachkräftenachwuchs von morgen sichern.“ Außerdem würden mehr Menschen in den Arbeitsmarkt integriert und seien dadurch weniger von Unterstützungsleistungen abhängig.

Die Teilzeitberufsausbildung ist seit 2005 im Berufsbildungsgesetz (BBiG) rechtlich verankert. Vielen Betrieben und jungen Erwachsenen ist diese Ausbildungsform aber anscheinend noch nicht ausreichend bekannt. Darauf lässt jedenfalls die geringe Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Teilzeit schließen. Bundesweit wurden 2011 nur 1.173 derartige Verträge geschlossen. Dies entspricht einem Anteil an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen des Jahres 2011 von lediglich 0,2 %. Der Frauenanteil liegt bei rund 92 %. Bundesweit durchlaufen derzeit etwa 3.000 junge Erwachsene eine duale Ausbildung nach dem Teilzeitmodell.

Eine neue Veröffentlichung des im BIBB angesiedelten JOBSTARTER-Programms mit dem Titel „Ausbildung in Teilzeit – ein Gewinn für alle“ zeigt jetzt, wie es Unternehmen, Auszubildenden, Kammern, Arbeitsagenturen und Berufsschulen gemeinsam gelingen kann, das Modell der Ausbildung in Teilzeit zum Erfolg werden zu lassen. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen: Wie lassen sich Betriebe für eine Ausbildung in Teilzeit gewinnen? Wie sichern die Auszubildenden die Kinderbetreuung und ihren Lebensunterhalt? Und wie gelingt die Kooperation mit den Berufsschulen? Die neue JOBSTARTER-Veröffentlichung ergänzt die im Herbst 2012 erschienene JOBSTARTER-Broschüre „Ausbildung in Teilzeit – Finanzie-rungsmöglichkeiten des Lebensunterhalts im Überblick“.

Das Programm JOBSTARTER – gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) – ist eine Initiative zur Verbesserung der Ausbildungsplatzsituation von Jugendlichen und zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Ausbildung in Teilzeit ist dabei ein wichtiger Themenbereich. JOBSTARTER-Projekte schaffen Ausbildungsplätze in Teilzeit, beraten Betriebe und junge Erwachsene beim Einstieg in das Modell und verankern diese Ausbildungsform in regionalen Ausbildungsstrukturen. Bis Ende 2012 wurden 276 betriebliche Ausbildungsplätze in Teilzeit geschaffen und jungen Menschen mit Familienverantwortung eine berufliche Perspektive vermittelt.

Alle Veröffentlichungen zur Ausbildung in Teilzeit können im Internetangebot des Programms JOBSTARTER kostenlos unter http://www.jobstarter.de/ausbildung-in-teilzeit bestellt oder als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Weitere Informationen auch in der BIBB-Fachzeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis – BWP“, Heft 1/2013, im Beitrag von Naomi Gericke und Nicole Lissek: „Noch wenig praktiziert: Teilzeitberufsausbildung im dualen System“ sowie im Beitrag von Karl Ulrich Voss: „Teilzeitausbildung – flexible Form für besonderen Bedarf und immer noch neu“ unter http://www.bibb.de/bwp-1-2013

Ansprechpartnerin im BIBB:
Sigrid Meiborg, Telefon: 0228 / 107-1010; E-Mail: meiborg@bibb.de

Media Contact

Andreas Pieper idw

Weitere Informationen:

http://www.bibb.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer