Der Wunderkeil auf Rollen – Bremsen ohne Hydraulik

Mit der elektronisch geregelten Keilbremse (EWB) strebt Siemens eine Revolution in der Bremsentechnik für Pkw an. Die EWB ist effizienter als heutige hydraulische Bremsen, spricht schneller an, benötigt dafür drastisch weniger Energie und spart zudem Gewicht und Bauraum im Fahrzeug. Der Automobilzulieferer Siemens VDO kündigte auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt (bis 26. September) den Einstieg in den Milliardenmarkt für Automobilbremsen an. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen die EWB (von englisch Electronic Wedge Brake) in einem Fahrzeug für Tests zur Verfügung stellen.


Die elektronische Keilbremse funktioniert vom Prinzip her wie die Bremse der Pferdekutschen, bei der ein Keil das Rad zum Stillstand brachte. Bei der EWB verhindert aber eine ausgeklügelte Sensorik und Elektronik das Blockieren des Rades und ermöglicht ein sehr effizientes und kontrolliertes Abbremsen (siehe untenstehende Meldung). Der Keil nutzt die kinetische Energie des Fahrzeugs und wandelt sie in Bremsenergie um. Wegen dieser Selbstverstärkung benötigt die EWB nur ein Zehntel der Energie einer heutigen hydraulischen Bremse. Aufgrund des höheren Wirkungsgrads wird die EWB kleinere Abmessungen haben und damit Gewicht sparen. Zudem fallen alle Bremsleitungen, -kraftverstärker und –flüssigkeitsbehälter weg, was im Motorraum ein Volumen von etwa 22 Litern räumt und Designern neue Spielräume eröffnet.

Auch das heute nahezu universelle Antiblockiersystem (ABS) und die weniger verbreitete elektronische Stabilitätskontrolle werden durch die im EWB-System integrierte Software abgelöst. Ein neuer Algorithmus soll diese Funktionen übernehmen. Die EWB reagiert dabei schneller als ABS-Systeme. Die Ansprechzeit, also die Zeit, die ein herkömmliches ABS zur vollen Bremsleistung benötigt, beträgt 140 bis 170 Millisekunden. Die EWB benötigt dafür rund 100 Millisekunden und verkürzt damit den Bremsweg, da ein Auto mit 100 Kilometern pro Stunde in 50 Millisekunden 1,40 Meter zurücklegt. Die EWB wird zudem dazu beitragen, dass Fahrzeuge auch in schwierigen Situationen noch besser beherrschbar bleiben.

Das Prinzip der elektronischen Keilbremse ist nicht nur für Pkw geeignet. Mit der EWB könnten auch Lastwagen und Anhänger ausgestattet werden. Generell kann die moderne Keiltechnik jedes sich drehende Objekt abbremsen. Denkbar sind Systeme für Hochgeschwindigkeitszüge, Motoren in der Automatisierungs- und Fördertechnik sowie Aufzüge. (IN 2005.09.3)

Media Contact

Dr. Norbert Aschenbrenner Siemens InnovationNews

Weitere Informationen:

http://www.siemens.de/innovation

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive

Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer