Optimistische Prognosen der deutschen Automobilindustrie

Fokus liegt auf Akquisitionen und Kooperationen – Kapitalengpässe und fehlendes Know-how häufiges Wachstumshindernis – Marktpotenziale in Osteuropa und Asien

Die deutschen Automobilzulieferer blicken optimistisch in die Zukunft: Fast drei Viertel der Unternehmen erwarten auf mittlere und lange Sicht weltweit eine gute bis sehr gute Entwicklung der Märkte und sehen große Expansionspotenziale in neuen Regionen. Allerdings nimmt der Wettbewerb an Härte zu. Um ihre globalen Wettbewerbschancen zu verbessern, ziehen nahezu zwei Drittel (61 Prozent) der Unternehmen in den nächsten zwei Jahren Zukäufe in Betracht. Der Standort Deutschland bleibt dabei zwar im Fokus, doch die wesentlichen Wachstumsimpulse werden verstärkt aus Osteuropa und Asien erwartet. China dürfte als Zielregion für Akquisitionen erheblich an Bedeutung gewinnen. Zu diesen Ergebnissen kommt die gemeinsame Umfrage Automobilbranche im anhaltenden Konsolidierungstrend? – Ein Stimmungsbild der deutschen Automobilzulieferindustrie von PricewaterhouseCoopers (PwC) und dem Verband der Automobilindustrie (VDA). Dafür wurden 92 deutsche Unternehmen aus der Automobilbranche befragt.

Vom Teilelieferanten zum Produktionspartner

Als wichtigste Gründe für Akquisitionen geben die Befragten die Stärkung der Kernaktivitäten (84 Prozent) sowie die Vervollständigung des Produktportfolios (80 Prozent) an. Durch die Gewinnung von Marktanteilen im Kernsegment lassen sich erhebliche Kostendegressionen erzielen. Mit dem Ausbau zum Modul- oder Systemhersteller können Zulieferer vom reinen Teilelieferanten zum gewichtigen Produktionspartner der Automobilhersteller werden. „Günstigere Herstellungskosten“ sind für die Unternehmen als Akquisitionsfaktor in den vergangenen fünf Jahren wesentlich wichtiger geworden.

Kapitalengpässe bei kleineren Unternehmen

Kleinen und mittleren Zulieferern fehlt häufig die Kapitalausstattung und das Know-how für die erfolgreiche Integration von erworbenen Firmen. Diese Unternehmen räumen daher der Bildung strategischer Allianzen durch Kapitalverflechtung (75 Prozent) oder reinen Kooperationen bei Entwicklung und Herstellung von Produkten (66 Prozent) ein größeres Gewicht ein. Rund 60 Prozent entscheiden sich zudem für Joint-Ventures. „Strategische Allianzen und Kooperationen sind für unsere mittelständischen Zulieferer eine wichtige Option einer nach vorn gerichteten Unternehmensstrategie“, erläutert VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk. „Sie stellen nicht nur eine kapitalschonende Möglichkeit der Expansion dar, sondern erweitern auch ihre system- und modulspezifischen Kompetenzen, ohne den unternehmerischen Spielraum einzuschränken.“ Der VDA unterstützt daher seine Mitgliedsunternehmen bei Kooperationen und bietet darüber hinaus insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Hilfestellung bei ihrer Projekt- und Wachstumsfinanzierung.

Nur wenige Zulieferer planen Verkauf von Unternehmensteilen

Auch durch die Abtrennung von Unternehmensbereichen lässt sich die Konzentration auf Kernaktivitäten mit der Gewinnung zusätzlicher Kapitalressourcen verbinden. Doch die Automobilbranche ist bei der Planung von Verkäufen sehr zurückhaltend: 77 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, in den kommenden zwei Jahren keine Teilbereiche zu verkaufen.

Marktpotenziale in Osteuropa und Asien – und in Deutschland

Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der befragten Unternehmen plant Transaktionen in europäischen Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU). Hier spielen vor allem Kostensenkungspotenziale durch niedrigere Produktionskosten eine Rolle. China (21 Prozent) hat als Zielregion für geplante Akquisitionen derzeit eine größere Bedeutung als die NAFTA-Region (20 Prozent) oder der EU-Raum (15 Prozent). Wie wichtig der Automobilstandort Deutschland bleibt, zeigt sich indes daran, dass fast ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen über Akquisitionen in Deutschland nachdenkt.

Analyse des Portfolios zur Schließung von Lücken

Werner Suhl, Partner und Leiter des M&A-Bereiches bei PwC, erwartet, dass sich der Konsolidierungstrend in der Branche fortsetzen wird. Er empfiehlt den Unternehmen deshalb, Akquisitionen und Verkäufe systematisch zu planen: „Angesichts der vielfältigen Herausforderungen sollten die Automobilunternehmen ihre eigenen Unternehmensbereiche unvoreingenommen analysieren, um in absehbarer Zeit Portfoliolücken zu schließen und sich von Randaktivitäten zu trennen.“ Die Studie zeige, so Suhl, dass bei der konkreten Gestaltung der Akquisitionsstrategien noch Nachholbedarf bestehe.

Die Umfrage Automobilbranche im anhaltenden Konsolidierungstrend? – Ein Stimmungsbild der deutschen Automobilzulieferindustrie von PwC und dem VDA erscheint als VDA Band 31 der „Materialien zur Automobilindustrie“ und ist zu bestellen beim VDA, Abteilung Kfz- Teile und -Zubehör, Mandy Bachmeier, Tel: 069 – 97507-202, E-Mail: bachmeier@vda.de.

Media Contact

Sandra Werning PricewaterhouseCoopers

Weitere Informationen:

http://www.vda.de http://www.pwc.com

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