Intelligenter "Beifahrer" erhöht Verkehrsicherheit

Eine Forschergruppe des VisLab, einem Spin-off der Universität von Parma, ist vom European Research Council mit der Entwicklung eines Personenkraftwagens mit einem automatischen Sicherheitssystem beauftragt worden. Der „Auto-Robot“ soll selbstständig auf Hindernisse reagieren und Unaufmerksamkeiten oder Fehler des Fahrers ausgleichen können.

Auf den europäischen Straßen werden laut einer EU-Statistik aus dem Jahr 2000 jährlich über 40.000 Verkehrstote – darunter vor allem Personen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren – und mehr als 1,7 Mio. Verletzte gezählt. Unter Berücksichtigung aller Folgekosten bedeutet dies einen volkswirtschaftlichen Schaden von jährlich 160 Mio. Euro, was ungefähr zwei Prozent des europäischen Bruttosozialproduktes entspricht. In mehr als 93 Prozent der Fälle ist der Mensch als Hauptursache an der Entstehung der Unfälle beteiligt. Schon von dieser Warte her soll sich die Bereitstellung von 1,8 Mio. Euro zur Durchführung des auf fünf Jahre veranschlagten Entwicklungsprogramms bezahlt machen.

„Das von uns verwendete Sensoraggregat kann im Extremfall das Fahrzeug auch ohne den Willen des Fahrers zum Stillstand bringen“, erklärt der bereits als geistiger Vater des Roboterprojektes „Argo“ bekannte Vislab-Chef und Projektleiter Alberto Broggi. „Das System macht Fehler des Autofahrers wett, indem es ihn nicht nur warnt, sondern auch auf plötzlich auftauchende Hindernisse mit Hupen, Ausweichen oder Bremsen reagiert.

Fällt der Fahrer wegen einer unvorhergesehenen Störung ganz aus, werden automatisch alle Steuerungsfunktionen übernommen“, so Broggi. Selbst ein Dialog mit anderen Fahrzeugen sei in Zukunft möglich. Dadurch könnten Auffahrunfälle und Massenkarambolagen vermieden werden. Broggi stellt zudem einen Beitrag zur Lösung der städtischen Verkehrsprobleme in Aussicht: „Das Auto von morgen wird mich vor dem Kino im Stadtzentrum absetzen und selbständig zum hauseigenen Abstellplatz zurückkehren.“

Als technisches Know-how bringt das zwanzigköpfige Vislab-Team die Erfahrungen bei der Entwicklung einer Reihe von Spezialfahrzeugen ein. Dazu gehört der im Auftrag des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums gebaute „Terramax“, ein selbstständig agierendes Fahrzeug für den Einsatz in der Wüste und in seiner jüngsten Version auch für den Stadtverkehr.

„In hundert Jahren Automobilgeschichte haben sich die Bemühungen der Fachleute weitgehend auf Verbesserungen von Antriebstechnik und Komfort beschränkt“, meint der italienische Elektronikingenieur weiter. Jetzt sei es an der Zeit, einen technologischen Generationswechsel zu herbeizuführen. Mit der vermarktungsfähigen Serienreife rechne er in fünfzehn Jahren.

Media Contact

Andreas List pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive

Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer