Erster Prototyp von Scuderi-Motors weckt Hoffnungen

Die Scuderi Group hat auf dem SAE World Congress 2009 in Detroit einen ersten Prototypen des Scuderi Split-Cycle-Motors vorgestellt. Es handelt sich um einen 1-Liter-Benzinsaugmotor, in dem die vier Arbeitstakte eines herkömmlichen Motors – Einlass, Kompression sowie Verbrennung und Auslassen – auf zwei Zylinderpaare verteilt werden.

Mit der Vorstellung dieses Prototypen hat Scuderi einen wichtigen Schritt in Richtung einer massiven Reduktion des Stickoxidausstoßes gemacht. Der potenziell wesentlich höhere Wirkungsgrad des Motors lässt auch eine 50prozentige Reduktion des Kraftstoffverbrauchs realistisch erscheinen. Die von zahlreichen Patenten geschützte Entwicklung der in Massachusetts ansässigen Firma stößt auf breites Interesse in der Kraftfahrzeugindustrie, da sich Entwicklungs- und Produktionskosten im Vergleich zu alternativen Antriebsquellen in Grenzen halten würden.

Der Wirkungsgrad eines durchschnittlichen Verbrennungsmotors liegt derzeit bei rund 35 Prozent. Ein Großteil der im Kraftstoff enthaltenen Energie geht in Form von abgegebener Hitze oder als unverbrannter Kraftstoff über das Auspuffrohr verloren. Im Falle des Scuderi-Motors übernimmt ein Zylinder das Ansaugen und Verdichten, der andere das Verbrennen und Ausstoßen des Abgases. Ein Ventilsystem verbindet beide Zylinder, worüber die hochverdichtete Luft in den zweiten Zylinder gelangt. Dadurch können beide Zylinder für ihre jeweilige Aufgabe optimiert werden, sodass im Zuge des Verdichtungsprozesses ein Druck von 50 bar erreicht werden soll. Der Vorteil dieser extremen Luftverdichtung ist, dass der Kraftstoff, sobald die Luft in den zweiten Zylinder gelangt, erst nach dem Erreichen des oberen Totpunkts gezündet werden kann. Dies alleine verspreche eine Effizienzsteigerung von 20 Prozent und eine massive Reduktion der Stickoxidwerte, kündigte Lutz Deyerling, Vice President von Scuderi Europe, im Spiegel an. Die Prognosen stützten sich jedoch bislang ausschließlich auf Computersimulationen.

„Das Projekt wurde uns im Rahmen einer kompakten Präsentation bereits vorgestellt. Volkswagen ist grundsätzlich für jegliche Ansätze zur Reduktion von Schadstoffemissionen oder für Effizienzsteigerungen in der Motorentechnologie offen“, sagt Peter Weisheit, Technologie-Sprecher bei Volkswagen Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Eine profunde Evaluierung des Konzepts von Scuderi sei jedoch nötig, um das Potenzial der Technologie im Detail einschätzen zu können. „Wir haben die Forschungen von Scuderi genau beobachtet. Angesichts der realistischen Potentiale lohnt es sich, näher hinzuschauen“, heißt es bei Daimler-Benz. Die Robert Bosch AG entwickelt als führender Zulieferer im Automotivbereich Komponenten für Scuderi und hofft auf die baldige Marktreife der Technologie. Auch Peugoet/Citroen und Honda haben Nichtpreisgabeabkommen mit Scuderi geschlossen, um die Technologie erforschen zu können.

Die Scuderi-Technologie ließe sich auch mit geringem finanziellen Aufwand zu einer Drucklufthybridmaschine erweitern. Dafür müsste lediglich ein permanenter Druckluftspeicher zwischen die beiden Zylinder geschalten werden. Jedenfalls wird eine Steigerung des Motorwirkungsgrades des Motors um 40 Prozent in Aussicht gestellt. Der Prototyp wird im Rahmen der Stuttgarter Engine Expo Messe im Juni in Deutschland vorgestellt. Auch die Prüfstandsdaten sollen bis dahin vorliegen. Firmengründer Carlo Scuderi war eigentlich Experte für Thermodynamik. Da die von ihm entwickelte Technik jedoch auf herkömmliche Verbrennungsmotorentechnologie aufbaut, könnten im Falle der Marktreife Milliarden Euro an Entwicklungs- und Produktionskosten eingespart werden.

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Nikolaus Summer pressetext.austria

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