Visionen für den Oman – Made in Austria

Gebaut wird im Oman eifrig - hier soll ein Parlamantsgebäude entstehen. TU Wien<br>

Das Erdöl hat es möglich gemacht: Der Oman hat in den letzten vierzig Jahren eine ungeheure wirtschaftliche Wachstumsphase erlebt. Es wird geplant, investiert, gebaut – bisher aber ohne übergreifendes Raumplanungskonzept.

Die Erstellung eines solchen Konzeptes wurde vom Sultanat im Osten der arabischen Halbinsel öffentlich ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt ein Konsortium aus Österreich. Das wissenschaftliche Projektmanagement liegt bei der TU Wien.

Beteiligt sind weiters die österreichischen Firmen PRISMA solutions, CEIT Central European Institute of Technology, freiland CE ltd. und die IBV Fallast Transport Planning Consultancy sowie das omanische Partnerunternehmen Consatt ltd. Unterstützt werden die österreichischen Experten außerdem von einem hochkarätigen internationalen Beratungsgremium. Das Projektvolumen beträgt umgerechnet rund zehn Millionen Euro.

Politik braucht Raum-Konzepte

„Wenn strategische Entscheidungen für ein ganzes Land getroffen werden, hat das immer mit raumbezogenen Auswirkungen zu tun“, erklärt Thomas Dillinger vom Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung. Wie kann die Siedlungs- und Raumstruktur aussehen? Welche Gebiete eignen sich als Wirtschafts- und Produktionsstandorte? Welche Konzepte braucht man im der Verkehrsplanung, im Tourismus oder im Bildungs- oder Gesundheitsbereich? All diese Fragen sollen in den nächsten drei Jahren in einer Nationalen Raumentwicklungsstrategie für den Oman geklärt werden. Wenn der Sultan und seine Minister das Konzept beschließen, wird es den Oman sehr nachhaltig prägen: Der Zeithorizont der Nationalen Raumentwicklungsstrategien erstreckt sich über die nächsten dreißig Jahre.

Im Eiltempo ins 21. Jahrhundert

„In den letzten vier Jahrzehnten hat sich der Oman sehr dynamisch entwickelt – von einer fast mittelalterlichen Infrastruktur direkt ins einundzwanzigste Jahrhundert“, sagt Klaus Semsroth, Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung (TU Wien). Wenn die Strukturen eines ganzen Staates so schnell ausgebaut werden, anstatt wie in Zentraleuropa über Jahrhunderte stetig zu wachsen, geht der Blick für die Zusammenhänge und das große Ganze leicht verloren. Doch die Regierung des Oman hat erkannt, dass man für die zukünftigen Herausforderungen des Landes klar definierte Strategien braucht – Wachstum alleine ist nicht genug.

Raumplanung geschieht auf verschiedenen Ebenen. Der Bogen reicht von der Nationalen Raumentwicklungsstrategie für Jahrzehnte über Rahmenkonzepte für einzelne Regionen bis zur ganz konkreten stadtplanerischen Entscheidung – etwa der Frage, wo Wohngebiete und wo Industriestandort entstehen soll. Nicht alles wird vom österreichischen Konsortium übernommen. Auf regionaler Ebene entstehen in Zusammenarbeit mit Experten aus dem Oman Regionale Raumentwicklungsstrategien, die in das große nationale Gesamtkonzept eingefügt werden.

Daten erheben, Entscheidungen treffen

„Vorerst sind aber noch nicht alle nötigen Daten verfügbar, die man für so ein gewaltiges Planungsprojekt braucht“, erklärt Thomas Dillinger. Zunächst sollen daher raumbezogene Daten gesammelt und aufbereitet werden: Sozioökonomische Daten, Infrastruktur- und Umweltdaten fließen in eine große Geo-Datenbank ein, die als Unterstützung für künftige Entscheidungen dienen wird.

Pläne umsetzten

Mit einem Konzept ist der erste Schritt zur Lösung von Problemen getan. Das österreichische Konsortium soll sicherstellen, dass die Planungsideen umgesetzt werden. Dazu ist es notwendig, die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen im Oman zu studieren und möglicherweise organisatorische Verbesserungsvorschläge zu bringen. Darüber hinaus soll im Oman sowohl in der Verwaltung als auch im universitären Bereich raumplanerische Kompetenz aufgebaut werden. „Zweifellos wird es wissenschaftlich zu einem vielfältigen Austausch kommen. Wobei bei der Konzipierung einer Strategie für den Oman neue Methoden wissenschaftlich beschritten werden müssen. Diese Erkenntnisse werden in der Weiterentwicklung des Fachgebietes Raumplanung angewandt und bringen den Studierenden einen zusätzlichen qualitativen Mehrwert“, ist Thomas Dillinger sicher. „Der Oman bekommt zukunftsweisende Pläne – und wir haben die Gelegenheit, ein wissenschaftlich ungeheuer spannendes Projekt in die Hand zu nehmen, das in der Scientific Community mit großem Interesse mitverfolgt wird.“

Rückfragehinweis:
Dr. Thomas Dillinger
Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung
Technische Universität Wien
Operngasse 11, 1040 Wien
+43-1-58801-280702
thomas.dillinger@tuwien.ac.at

Media Contact

Dr. Florian Aigner Technische Universität Wien

Weitere Informationen:

http://www.tuwien.ac.at

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