Wenn der Schall des Nachbarn durch die Wände wandert
Manch einer weiß mehr von seinen Nachbarn, als ihm lieb ist. Ob die anderen Mieter nun gerade Musik hören, fernsehen, Staub saugen oder Wäsche waschen – es lässt sich nicht überhören, denn der Schall findet seinen Weg. Dagegen hilft nur eine möglichst gute Dämmung der Wände.
Hersteller von Trennwänden werden in Zukunft möglicherweise weiter denken müssen als bisher: Christoph Kling zeigt in seiner Dissertation an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), dass der Schallrückfluss aus angrenzenden Wänden bisher zu wenig berücksichtigt wurde, obwohl er die Dämmleistung mancher Wand deutlich beeinflusst.
Um die Bewohner von Mehrfamilienhäusern möglichst gut vor dem Lärm ihrer Nachbarn zu schützen, müssen Trennwände den Schall gut dämmen, das heißt, ihr Schalldämmmaß muss möglichst hoch sein. Zur Orientierung: Bei Trennwänden zwischen den Wohnungen eines Mehrfamilienhauses müssen laut Bauordnungsrecht mindestes 53 Dezibel (dB) eingehalten werden, innerhalb der eigenen Wohnung sind 40 dB oft ausreichend, wobei 10 dB als Halbierung des gehörten Schalls empfunden werden.
Nach einer Untersuchung an der PTB ist deutlich geworden, dass bei der Prüfung von Trennwänden bisher ein Faktor zu sehr vernachlässigt wurde: der Schallrückfluss aus angrenzenden Wänden, denn er kann die Dämmwirkung einer Wand um mehrere Dezibel beeinträchtigen. Das konnte Christoph Kling an verkleinerten Modellen zeigen. Um die Dämpfung von Trennwänden in Zukunft korrekt zu erfassen, müssen die Messungen in Prüfständen angepasst und die Rückkopplung in die Bestimmung des Schalldämmwertes integriert werden.
Hersteller von Trennwänden testen den Schalldämmwert ihrer Produkte in Prüfständen, wie auch einer in der PTB zu finden ist: Zwei Räume, in der Mitte eine Wand. Raum 1 heißt Senderaum, Raum 2 heißt Empfangsraum. In einen solchen Prüfstand können immer neue Trennwände eingebaut, abgerissen und wieder aufgebaut werden. Beim Ermitteln des Schalldämmmaßes wird im Senderaum ganz gezielt „Krach“ gemacht – oder anders formuliert: Es werden Schallwellen erzeugt. Die aus der Welle übernommene Schallenergie kann in der Wand durch Reibung in Wärmeenergie umgewandelt werden. Dieser Effekt ist die eigentliche Dämpfung der Wand. Ein Teil der Energie fließt jedoch aus der Trennwand in die angrenzenden Wände – und wieder zurück. Die Wände geben sich also immer wieder gegenseitig Feedback, es entsteht eine Rückkopplung.
Unter dem Titel „Investigations into Damping in Building Acoustics by Use of Downscaled Models“ ist die Dissertation im Logos-Verlag in der Reihe „Beiträge zur Technischen Akustik“ als Band 7 erschienen (ISBN: 978-3-8325-1985-8).
Kontakt:
Christoph Kling, E-Mail: christoph.kling@ptb.de, Telefon: (0531) 592-1461
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Weitere Informationen:
http://www.ptb.de/ http://www.ptb.de/de/org/1/nachrichten1/2008/grundlagen/daempfung.htmAlle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
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