Das Haus der Zukunft: TU-Forscher erhalten erstes Zertifikat für Plus-Energie-Sanierungsprojekt

Mehr Energie erzeugen als verbrauchen: das erste &quot;Haus der Zukunft&quot; in Kapfenberg (Westansicht).<br><br>© Nussmüller Architekten ZT GmbH<br>

Das Zertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen belegt, dass die Wissenschafter das erste Gebäude Österreichs durch Sanierung in ein Plus-Energiehaus verwandelt haben. Das bedeutet, dass es mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.

Der Projekttitel „e80³ Gebäude“ steht für die Ziele des Sanierungskonzepts: die Reduktion des Energiebedarfs um 80 Prozent, ein Anteil von 80 Prozent an erneuerbaren Energien und die Reduktion der CO2-Emissionen um 80 Prozent. Um diese Ziele zu erreichen, wurden im Laufe des Projekts vielfältige Maßnahmen gesetzt: So wie Menschen sich in der kalten Jahreszeit in mehrere Schichten Kleidung wickeln, wurde das Haus mit einer 30 Zentimeter dicken thermischen Außenhülle zur Wärmedämmung versehen.
Dadurch konnten die Heizkosten drastisch gesenkt werden. Außerdem wurden ökologische Materialien und erneuerbare Energien wie etwa Solarzellen eingesetzt. Eine weitere Innovation des Projekts: „Die Haustechnik-Elemente wie Strom- und Wasserleitungen wurden nach Außen in die Fassade des Gebäudes verlegt. So sind sie jederzeit schnell und einfach zugänglich, etwa für Reparaturen“, erklärt Alexander Passer von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeitsbewertung des Instituts für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz, die das von AEE INTEC entwickelte Projekt begleitet hat.

Schonung der Umwelt und der Geldbörse

Seit Dezember 2010 arbeiten die Wissenschafter von AEE INTEC und der TU Graz gemeinsam mit sieben weiteren Projektpartnern und dem Bauherren Wohnbaugruppe ennstal an dem energiesparenden Sanierungskonzept. Die Montage der neuen Fassade der zu sanierenden Wohnanlage in Kapfenberg wurde Ende November 2012 fertiggestellt. Mit vielversprechendem Ergebnis: „Im fertig sanierten Gebäude wird der Energieverbrauch um 85 Prozent reduziert sein. Da das Haus zusätzliche Energie erzeugt, haben wir gemeinsam die Zertifizierung als Plus-Energie-Haus erreicht“, freut sich Passer. Dies ist durch die wärmedämmende Fassade und die Strom- und Wärmeerzeugung durch Solarenergie gelungen. Bis April 2013 soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen und bis Ende 2013 das gesamte Wohngebäude fertig saniert sein.

Serienmäßiges Energiesparen als Zukunftsvision

Die Forscher der TU Graz haben wichtige Aufgaben des Sanierungsprojekts übernommen: Sie waren an der Entwicklung von Konzept und Technologien beteiligt, gewährleisten die ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit und sind für Fragen der Zertifizierung zuständig. Das Projekt wird im Rahmen des Forschungs- und Technologieprogramms „Haus der Zukunft Plus“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie realisiert. Für die Zukunft haben sich die Forscher der TU Graz und der Projektmanager Karl Höfler von AEE INTEC noch einiges vorgenommen: „Wir wollen, auf Basis des erfolgreichen Bauprojekts in Kapfenberg, Fertigteile für eine serienmäßige energiesparende Sanierung von Wohnbauten entwickeln“, so Passer. Außerdem ist als weitere Sanierungsmaßnahme ein siedlungsweites Netz für Strom und Wärme geplant, um noch mehr Energie zu sparen: Wenn eines der Gebäude zu viel Strom oder Wärme produziert, fließt der Überschuss ins Netz und kann bei Bedarf später oder von einem anderen Gebäude verwendet werden.

Nachhaltigkeit für zukünftige technische Systeme ist eine facettenreiche Herausforderung in der Forschung. Im Field of Expertise „Sustainable Systems“ sind Kompetenzen der TU Graz in den Bereichen Stadt- und Mobilitätsplanung, Nachhaltiges Bauen und Zukunftsfähige Energiesysteme zusammengefasst.

Rückfragen:
Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Alexander Passer, MSc
Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie
Tel.: +43 (316) 873 – 7153
E-Mail: alexander.passer@tugraz.at

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Alice Senarclens de Grancy idw

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