Braunschweiger Holzforscher sehen Algenbefall an Hausputzen voraus

Grün ist die Farbe der Hoffnung, sie ist Sinnbild für das Leben, für die Natur, für ökologische Korrektheit. Weniger gern gesehen wird sie an Fassaden, genauer gesagt auf dem Außenputz. Gerade hier breitet sie sich jedoch in Form von Algenwachstum immer mehr aus.

Ein Grund von vielen ist die vermehrte Nutzung von Dieselfahrzeugen. Die ausgestoßenen Stickoxide lagern sich auf Fassaden ab und dienen den unerwünschten Mitbewohnern als Nahrungsquelle. Ein weiterer Grund ist die bessere Dämmung vieler Gebäude. Sie führt zu kälteren Wandaußenflächen, auf denen Wasser kondensiert. Diese Feuchtigkeit birgt einen idealen Lebensraum für Algen.

Bauherren wüssten natürlich gern, wie wahrscheinlich und innerhalb welches Zeitraums auf ihrem Putz Algen zu erwarten sind, um ggf. auf ein alternatives Produkt auszuweichen. Für derartige Prognosen entwickeln die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), derzeit ein Verfahren. Es qualifiziert Putze schnell und verlässlich.

Die Braunschweiger Forscher planen hierfür die Einführung eines Klassifikationsschemas, ähnlich der Einteilung von Kühlschränken in Energieeffizienzklassen. Bauherren hätten auf einen Blick eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage hinsichtlich der Algenresistenz ihrer Hausfassade.

Ein Putz wird dabei in zwei Schritten bewertet. Zunächst wird untersucht, ob und wenn ja in welcher Menge und für welchen Zeitraum der Putz an seiner Oberfläche Feuchtigkeit bildet. Ein zweiter Untersuchungsschritt erlaubt Rückschlüsse darauf, ob der Putz unter Umständen Substanzen enthält, die ein Algenwachstum verhindern.

Erste Versuchsreihen liefern bereits überzeugende Ergebnisse und lassen eine zügige Marktreife dieses Verfahrens erwarten. Damit stünde der Putzindustrie in zuverlässiges Qualitätskriterium zur Verfügung. Es ließe sich offensiv vermarkten und hielte den Wettbewerb der Billiganbieter auf Distanz.

In einem zusätzlichen Schritt kann dann noch die Frage beantwortet werden, ob die unmittelbare Umgebung eines Bauobjekts ein Algenwachstum erwarten lässt. In diesem etwas aufwändigen Verfahren müssen allerdings viele komplexe Randbedingungen berücksichtigt werden, so dass es voraussichtlich zunächst größeren und kommerziellen Bauvorhaben vorbehalten bleiben dürfte.

Kontakt:
Dipl.-Ing. (FH) Norbert Rüther
Fraunhofer-Institut für Holzforschung
Wilhelm-Klauditz-Institut – WKI
Bienroder Weg 54 E
D-38108 Braunschweig
Phone: +49(0)531-2155-402
Fax: +49(0)531-2155-451
email: norbert.ruether@wki.fraunhofer.de

Media Contact

Sybille Templin idw

Weitere Informationen:

http://www.wki.fraunhofer.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Mehr Prozess- und Produktinnovationen in Deutschland als im EU-Durchschnitt

Mehr als jedes 3. Unternehmen (36 %) in Deutschland hat zwischen 2018 und 2020 (aktuellste Zahlen für die EU-Länder) neue Produkte entwickelt, Neuerungen von Wettbewerbern imitiert oder eigene Produkte weiterentwickelt….

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Partner & Förderer