Deutschlands Innovationswerkstatt für Immobilien feiert Richtfest

»Mit diesem umfassenden Projekt soll ein Innovationsschub für die Immobilienbranche erreicht werden. Auch Betreiber von Hotels, Büro- oder Senior-Care-Gebäuden können davon profitieren«, sagt Prof. Ulrich Buller, Vorstand Forschungsplanung der Fraunhofer-Gesellschaft. »Wichtig ist dabei die Kooperation von Forschung und Industrie über Gewerke, Branchen und Fachgebiete hinweg. Die Konstellation bei inHaus2 dürfte hierfür bislang einzigartig sein.« Ziel ist, Modelle und Lösungen zu erarbeiten, wie eine Immobilie über ihren Lebenszyklus wirtschaftlich und umweltfreundlich gestaltet und betrieben werden kann. Konzept und Ausgestaltung beginnen bei der Planung, reichen über Bau und Betrieb bis hin zum Um- oder Rückbau in vielen Jahren. Der integrierte Ansatz und die durchgängige informationstechnische Unterstützung sollen helfen, insbesondere die Betriebskosten zu senken. Ein Punkt, der für Investoren und Betreiber von Gebäuden relevant ist. Desweiteren sollen Gebäude und Räume so gebaut und eingerichtet werden, dass sie die darin ablaufenden Prozesse unterstützen und die Leistungsfähigkeit der dort arbeitenden Menschen fördern.

Die Forschungsplattform inHaus2 bietet reichlich Möglichkeiten für Innovationen rund um das Bauen und die Gebäudenutzung. Drei Themenfelder stehen im Fokus: »Unser Ziel ist es, den Planungs- und Bauprozess zu optimieren, den Betrieb von Räumen und Gebäuden zu verbessern und Mehrwerte in der Anwendung zu schaffen«, so Klaus Scherer vom Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen IMS in Duisburg, das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Holzkirchen und Stuttgart das inHaus2-Projekt leitet. »Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern insbesondere neue Konzepte für Hotel-, Veranstaltungs-, Health- und Senior-Care-, sowie Büro- und Service-Immobilien entwickeln.«

Helfen kann dabei eine Digitale Gebäudeakte, die den Lebenslauf einer Immobilie dokumentiert und Sparpotenziale erkennt: Sie sammelt alle Informationen, die im Lebenszyklus des Gebäudes relevant sind und stellt sie allen Beteiligten zur Verfügung. Daten aus der Konstruktion und dem Bau können so auch im Betrieb genutzt werden. Ziel ist eine gerichtsfeste Dokumentation von Gebäudeerstellung und -management. Die Vorteile liegen auf der Hand: Alle am Bau und Betrieb eines Gebäudes Beteiligten haben jederzeit Zugriff auf umfassende Daten.

In Nutzimmobilien spielt der Faktor Energie eine enorme Rolle – nicht nur was die Kosten anbelangt. Optimales Raumklima hilft sparen und schafft zudem ein deutliches Plus an Behaglichkeit. So sorgen bauphysikalische Parameter für mehr Produktivität und Leistungsfähigkeit beispielsweise im Büro. »Wir müssen Zugluft vermeiden, im Winter wie im Sommer für ein angenehmes und individuell steuerbares Raumklima sowie gute Luftqualität bei gleichzeitig hervorragender Lichtsituation und Akustik sorgen«, erklärt Professor Klaus Sedlbauer, Leiter des IBP. Deshalb ist ein FuE-Schwerpunkt, die Funktionalitäten von Baustoffen zu erweitern, zum Beispiel die Wärmedämmung zu verbessern und gleichzeitig die statische Leistung zu optimieren. Ein Aspekt, der im Zuge der aktuellen Klimadiskussion und der notwendigen Reduktion von Kohlendioxid immer wichtiger wird. Ein weiterer Aspekt ist die Erforschung von ökologischen Bauprodukten, die die Wohngesundheit und die Behaglichkeit für die Bewohner und Nutzer einer Immobilie verbessern. Hier spielt die funktionale Fassade eine wichtige Rolle, ebenso wie ein integriertes Wärme-, Licht- und Lüftungsmanagement. Das inHaus2 bekommt eine dezentrale Cli-Fi-Fassade (Climatization Facade Integrated) der Josef Gartner GmbH, die sich modular und flexibel aufbauen lässt. Außerdem wird die solare Wärmegewinnung über die Fassade zur solaren Kühlung genutzt. Phasenwechselmaterialien und effiziente Wärmetauscher sollen ebenfalls dazu beitragen, den Energiebedarf zur Kühlung zu senken.

Die von HOCHTIEF geplante und gebaute Immobilie ist ein Ort vielfältiger Innovationen. Ausgewählte Geräte und Waren werden mit RFID-Tags (Radio Frequency Identification) versehen und bei der Toreinfahrt automatisch erfasst. Aber auch neue Baumaterialien stehen im Fokus: selbst verdichtender Beton, der aufgrund von Zusatzmitteln den Vorgang des geräuschvollen Verdichtens ersetzt. Zusätzlich kann dieser Beton mit Hilfe von berechneten Strukturen in der Schalung seiner Oberfläche auch sehr gut Schall absorbieren. Weiteres Thema sind drahtlos per RFID-Technik vernetzte Sensoren, die mit dem Beton vergossen werden und den Aushärteprozess überwachen. Ihre Lebensdauer reicht über lange Jahre, so dass sie während des Betriebs des Gebäudes Daten aus dem Inneren der Mauer liefern, etwa Temperatur oder Feuchtigkeit.

Bis Ende 2011 ist ein Forschungsprogramm von etwa 27 Mio Euro geplant. Die Investitionsmittel betragen etwa 9 Mio Euro, dreiviertel davon steuern die EU und das Land NRW bei, aber auch der Bund und die Fraunhofer-Gesellschaft fördern inHaus2. Die Wirtschaftspartner und andere öffentliche Förderprojekte sollen zu je 50 Prozent die Kosten des inHaus2-Forschungsprogramms decken.

Um sicherzustellen, dass nicht an den Bedürfnissen der jeweiligen Nutzer vorbei entwickelt wird, sind Partner wie Lindner Hotels, ambient assisted living GmbH und das Office Innovation Center des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beteiligt. Sie definieren als Anwender die Anforderungen an die jeweiligen Räume. Getestet werden die Szenarien dann ab 2008, wenn Fraun-hofer und Wirtschaftspartner das neue, flexible Gebäude beziehen.

Beteiligte Fraunhofer-Institute:
– für Mikroelektronische Schaltungen IMS, Duisburg
(Gesamtleitung inHaus-Innovationszentrum)
– für Bauphysik IBP, Stuttgart
(Gesamtleitung inHaus2-Bautechnik)
– für Software und Systemtechnik ISST, Institutsteil Dortmund
– für Digitale Medientechnologie IDMT, Ilmenau
– für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg
– für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart
– für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart
– für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Oberhausen – für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund
Industriepartner: (Stand August 2007)
Systempartner
– BASF Aktiengesellschaft
– Henkel KGaA
– Josef Gartner GmbH
– HOCHTIEF Aktiengesellschaft
– T-Systems Business Services GmbH
– SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG
– Xella International GmbH
Komponentenpartner
Applied Sensor GmbH, Dt. Kupferinstitut, Berker GmbH & Co. KG, CENO TEC GmbH, Hager Tehalit Vertriebs GmbH & Co. KG, Immobilien-Management Duisburg, Kieback & Partner GmbH & Co. KG, LANCOM Systems GmbH, Menerga GmbH, MLR System GmbH, scemtec automation GmbH, Ratioplast-Electronics GmbH, Schindler Elevator Ltd, UNIPOR-Ziegel Marketing GmbH, Vestamatic GmbH, Wolf GmbH / Ned Air b.v., Viega GmbH & Co. KG, Wilo AG, ZENT-RENGER Gesellschaft für Gebäudetechnik mbH
Anwendungspartner
ambient assisted living GmbH, Deutsche Telekom Training GmbH, Immobilien Management Duisburg, Lindner Hotels AG, Stadtwerke Duisburg AG

Media Contact

Klaus Scherer Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.ims.fraunhofer.de

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