Holzbrücken mit geschlossenen Fahrbahnbelägen
Wissenschaftler des Instituts für Konstruktion und Entwurf der Uni Stuttgart untersuchen nun konstruktive Lösungen, die die Langlebigkeit solcher Brücken sicherstellen. Das Projekt wird vom Holzabsatzfonds (HAF) in Bonn gefördert.
Während die Tragfähigkeit einer Holzbrücke berechnet werden kann, bereiten die Fahrbahndecke und die zugehörige Unterkonstruktion den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen. So zeigte sich, dass die bei Gehweg- und Radwegbrücken üblichen Fahrbahnplatten aus Bohlen für Straßenbrücken nur bedingt geeignet sind, da im Straßenverkehr hohe vertikale Radlasten und horizontale Bremslasten auftreten. Zudem ist bei Bohlen eine große Lärmentwicklung zu erwarten und die Fahrbahn nutzt sich infolge von Abrieb und Witterungseinflüssen schnell ab. Deshalb sollten Holzbrücken im Straßenverkehr mit geschlossenen Fahrbahnen ausgeführt werden. Dass dies realisierbar ist, zeigt eine im Zuge der Ortsumgehung von Ruderting über die B85 zwischen Passau und Amberg errichtete Wirtschaftswegebrücke. Hier besteht die Fahrbahnplatte aus Brettsperrholz mit kreuzweise verleimten Brettern.
Denkbar ist aber auch, dass liegende Brettschichtholzträger die Tragkonstruktion bilden. Um dieser Konstruktion größere Verbreitung zu ermöglichen, müssen dem Ingenieur Berechnungsmethoden an die Hand gegeben werden, mit denen sich die Radlasten auf dem Holzträger einfach, aber dennoch genau berücksichtigen lassen. Hierzu untersuchten die Wissenschaftler das Trag- und Verformungsverhalten von Platten aus Holz unter Beachtung des richtungsabhängigen Verhaltens des Werkstoffs Holz und ermittelten daraus effektive mittragende Breiten. Damit können Brettschichtholzträger als flächige tragende Struktur der Fahrbahn berücksichtigt werden.
Um bei einer geschlossenen Fahrbahn die Dauerhaftigkeit zu erhöhen, sollte eine möglichst große Hinterlüftung zwischen Fahrbahnplatte und der Tragkonstruktion eingebaut werden. Dies widerspricht jedoch der statischen Anforderung, dass vertikale und horizontale Lasten möglichst direkt in die Fahrbahnplatte eingeleitet werden. Im Rahmen des Projekts wurde deswegen eine Lösung entwickelt, die beide Anforderungen erfüllt. Daneben muss aber auch sichergestellt sein, dass der Schrammbord (die seitliche Bordsteinkante) den Ab-prall eines Fahrzeugs sicher abtragen kann, da sonst die Gefahr besteht, dass das Fahrzeug von der Fahrbahn abkommt. Hinzu kommt, dass der Schrammbord aus Holz nicht dauerhaft der Feuchte ausgesetzt werden sollte. Deswegen wurden Lösungen entwickelt, wie ein hinterlüfteter Schrammbord auszuführen ist. Damit lassen sich Fahrbahnplatten auch in reiner Holzkonstruktion mit einer Asphaltschicht ausführen, so dass nun leichte und einfach zu montierende Straßenbrücken aus Holz berechnet und realisiert werden können.
Ansprechpartner:
Prof. Ulrike Kuhlmann, Dr. Jörg Schänzlin, Institut für Konstruktion und Entwurf, Tel. 0711/685-66240
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