Stadtplaner entwickeln Siedlungskonzepte für städtebauliche Zukunft von 3 Mio. Vietnamesen

Prof. Volker Martin, Lehrstuhl Stadtplanung und Raumgestaltung, reist mit einer Wissenschaftlergruppe von sieben Personen (von der BTU, der TU Hamburg-Harburg, von der Uni Göttingen und dem Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, IRS, aus Erkner) am 4. März nach Ho Chi Minh City, Vietnam, um vor Ort mit ihren vietnamesischen Partnern über Möglichkeiten zu beraten, wie in den nächsten 10 Jahren bezahlbarer und ressourcenschonender Wohnungsbau für rund 3 Millionen Menschen realisiert werden kann.

Das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte Projekt hat u.a. das Ziel, verschiedene Haustypen für Menschen mit geringem Einkommen zu entwickeln. Der Mietwohnungsbau ist beispielsweise in Vietnam bislang so gut wie gar nicht vorhanden.

Das Team um Projektkoordinator Prof. Volker Martin veranstaltet nun vor Ort zwei Workshops, um sich auf diese Weise ihrem Projektziel anzunähern: Im ersten Workshop am 8./9. März geht es darum, die regionale Integration von neuen Siedlungsstrukturen zu prüfen, die als neue Nachbarschaften flexibel in den Stadtraum eingepasst werden können. Liegen sie eher am Stadtrand, wird es um größere Einheiten gehen. Bei zusätzlichem Wohnraum innerhalb des Stadtgebietes muss in ganz anderer Weise bei den Planungen auf den Bestand Rücksicht genommen werden. Im zweiten Workshop am 14./15. März geht es um Stadtbaupolitik: Soll Wohnungseigentum oder eher Mietwohnungsbau geplant werden, welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es und welche Partizipationsmodelle können Berücksichtigung finden?

Bislang haben die staatlich oder auch international finanzierten Wohnungsbauprogramme nicht den erwünschten Effekt gehabt: Die Vietnamesen haben mit einem günstigen Darlehen zwar ein Haus erworben, es aber gleich wieder weiterverkauft, da dies für sie persönlich einen größeren Profit brachte – auch wenn sie dafür wieder in eine einfache Hütte zurückkehren mussten. Die Wissenschaftler versuchen nun herauszufinden, wie die Preisspirale durch den verknappten Wohnraum aufgebrochen werden kann, und wie es gelingt, dass die Menschen tatsächlich für längere Zeit in den neuen Wohnungen bleiben werden.

Das Hauptproblem von sogenannten „Mega Cities“ wie Ho Chi Minh (oder auch in anderen Teilen der Welt wie Brasilien, Indien, Mexiko, China) ist die Tatsache, dass Millionen Menschen in die Städte drängen und sich „wild“ ohne Infrastruktur ansiedeln. Dies bedeutet ein Leben ohne sauberes Trinkwasser, keine geeignete Abwasserlösung, keine Anbindung an den öffentlichen Verkehr und den daraus folgenden gravierenden Umweltproblemen.

Im Workshop geht es auch darum, wie die Verwaltung gemeinsam mit den Bewohnern planen kann – bislang stellte die Verwaltung die Anweisungen von oben nach unten durch. Stadtplanung im Dialog war bis dato unbekannt. „Die Gesamtphilosophie unseres Projektes“ sagt Corinna Kennel, die Projektmanagerin, dass wir nicht mit fertigen Lösungen nach Ho Chi Minh City reisen. Wir wollen wirklich schauen, was hat bislang gut funktioniert, wo gab es konkrete Schwierigkeiten bei den bisherigen Projekten und wie können wir bei einem nachhaltigeren Wohnungsbau mitwirken.“ An den beiden Workshops nehmen von vietnamesischer Seite rund 20 Teilnehmer aus dem lokalen Stadtplanungsamt, der staatlichen Stadtplanung und von der Architekturfakultät der Universität teil.

Stadt- und Umweltplaner der BTU Cottbus forschen gemeinsam mit lokalen Partnern in Vietnam sowie weiteren Forschungseinrichtungen an der nachhaltigen Entwicklung von Ho Chi Minh City. Die BTU Cottbus ist zusammen mit 14 anderen Hochschulen in das mit rund 65 Mio. € dotierte BMBF-Programm zur Förderung von Megastädten ausgewählt worden. Projektkoordinator ist Prof. Volker Martin, Lehrstuhl Stadtplanung und Raumgestaltung.

Kontakt: Prof. Volker Martin, Lehrstuhl Stadtplanung und Raumgestaltung, Tel.: 0355/69-3606 oder Projektleiterin Corinna Kennel Tel.: 0355/69-2384

Media Contact

Dr. Marita Müller idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-cottbus.de

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