Ein Gewächshaus für Trockengebiete

Außen- und Innenansicht des Watergy-Gewächshauses der TU Berlin. Der Forschungsprototyp steht im spanischen Almeria. FG Gebäudetechnik und Entwerfen

Das Watergy-Gewächshaus der TU Berlin produziert Gemüse in Spanien mit 65 Prozent verringertem Wasserverbrauch

In Spanien dauert die extremste Dürre seit 60 Jahren weiter an. Während die Landwirtschaft dort Ernteausfälle in Milliardenhöhe erleidet und bereits Ausgleichsgelder aus EU-Katastrophenmitteln beantragt wurden, arbeiten Forscher des Fachgebiets Gebäudetechnik und Entwerfen der TU Berlin zusammen mit Kollegen der Estacion Experimental de Cajamar aus Spanien und dem Wageningen University and Research Centre aus den Niederlanden im Rahmen eines durch die EU geförderten Projekts an einem neuen, extrem wassereffizienten Gewächshaussystem.

Im größten europäischen Anbaugebiet des Gewächshausgartenbaus bei Almeria/Spanien wurde ein Forschungsprototyp errichtet, in dem momentan bei Temperaturen bis 41°Celsius Okra wächst, ein bohnenähnliches Gemüse. Das von den Pflanzen verdunstete Wasser wird in dem geschlossenen Gewächshaus durch Kondensation in einem Kühlschacht wieder zurückgewonnen. Hierdurch wird der Wasserverbrauch im ohnehin wassersparenden Gewächshausanbau nochmals um momentan ca. 65 Prozent verringert. Lediglich die Luftfeuchtigkeit, die durch verbleibende Undichtigkeiten insbesondere an den Notlüftungsklappen nach außen gelangt, geht dem System verloren. Weitere Vorteile eines geschlossenen Gewächshauses sind der mögliche Verzicht auf Insektizide sowie die verlustfreie CO2-Düngung der Pflanzen. Durch die Entwicklung weiterer Komponenten soll das Kühl- und Entfeuchtungssystem so optimiert werden, dass auch ein total versiegeltes Gewächshaus ganz ohne Wasserverluste sicher klimatisiert werden kann.

Das Klima- und Lüftungssystem im Watergy Gewächshaus basiert einzig auf natürlichen Auftriebs- und Abtriebskräften sowie auf einem Kühlsystem, dass passiv durch die nächtliche Auskühlung regeneriert wird. Der Einsatz von primärenergieverbrauchenden Ventilatoren und Kühlaggregaten wird hierdurch überflüssig. Lediglich eine Umwälzwasserpumpe wird mit Strom betrieben. Mit dieser 300-Watt-Pumpe werden gegenwärtig bis zu 25.000 Watt an Wärmeleistung aus dem System entnommen und über Nacht teilweise wieder zurückgeführt.

Zur weiteren Rationalisierung des Wassereinsatzes soll in dem System zukünftig Grauwasser (das häusliche Abwasser aus Duschen oder Waschmaschinen, nicht aber aus Toiletten) zur Pflanzenbewässerung eingesetzt werden und über den Verdunstungs- und anschließenden Kondensationsvorgang gereinigt werden. In einem weiteren Entwicklungsschritt kann dann auch über vorhandene Verdunstungselemente im Gewächshausdach außerhalb der Pflanzenebene Meerwasser versprüht werden, dass über diesen Prozess entsalzt wird.

Eine zukünftige Gewächshausgeneration soll auf diese Weise Lebensmittel und Brauchwasser in Trockengebieten produzieren. Im Gegensatz zu den in der Region Almeria geplanten Meerwasserentsalzungsanlagen kann diese Technologie dann völlig ohne fossile Energieträger auskommen.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr.-Ing. Martin Buchholz, Fachgebiet Gebäudetechnik und Entwerfen, Tel: 030/314-21820, Fax: 030/314-26079,
E-Mail: martin-buchholz@web.de

Media Contact

Ramona Ehret idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer