Erdbebensicheres Bauen mit Holz: Musterhaus im Iran eröffnet

Holzabsatzfonds informiert über Vorteile des modernen Holzbaus

Holzhäuser bieten den Menschen in Erdbeben gefährdeten Regionen eine neue Perspektive für mehr Sicherheit. „Ich bin davon überzeugt, dass Holz das beste Baumaterial ist, um den Risiken von Erdbeben zu begegnen“, sagte der stellvertretende iranische Industrieminister Dost Hosseini anlässlich der Eröffnung eines Musterhauses in Holzbauweise nahe der fast völlig zerstörten Stadt Bam. Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben errichteten deutsche Holzbauunternehmen jetzt das erste Holzhaus. Das Interesse der Iraner ist enorm. Rund 160 Vertreter der iranischen Bauwirtschaft, Wissenschaft und Politik nahmen am Vortag der Musterhauseröffnung an einem Fachseminar „Erdbebensicheres Bauen mit Holz“ in Teheran teil. Dirk Alfter, Vorstandsvorsitzender des Holzabsatzfonds, und Ludger Dederich, Leiter Arbeitsbereich Holzbaufachberatung, stellten dort die Vorteile der Holzverwendung vor und erläuterten anhand zahlreicher Beispiele vor allem die bautechnischen Vorteile der Holzbauweise gerade in Erdbeben gefährdeten Gebieten. Die Teilnehmer waren beeindruckt von der Leistungsfähigkeit des natürlichen Baustoffs – nicht nur im Wohnungsbau, sondern insbesondere auch beim Bau von öffentlichen und gewerblichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Hotels und Industriebauten.

Bei dem Erdbeben im Dezember 2003 in Bam starben mehr als 41.000 der insgesamt rund 120.000 Einwohner. 70 Prozent der Häuser wurden zerstört, 75.000 Menschen obdachlos. Noch heute bietet die Stadt ein Bild der Verwüstung. Die Menschen leben überwiegend in Containern und zum Teil sogar in Zelten. „Es darf nicht vergessen werden, dass auch in dieser Region noch immer größte Not herrscht“, so Dirk Alfter. Der Holzabsatzfonds hatte unmittelbar nach dem Erdbeben in Bam Kontakt zur iranischen Bauwirtschaft aufgenommen. Alfter: „Wir wollten der Region und den Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, über die erste notwendige humanitäre Hilfe hinaus auch eine langfristige Perspektive bieten. Der moderne Holzbau ist eine Lösung für mehr Sicherheit in Erdbebenregionen. Daher haben wir die erste Chance genutzt und uns direkt an der nächsten Baumesse in Teheran beteiligt und über die Vorteile der Holzbauweise informiert.“ Dem Messeauftritt folgten weitere Informationsveranstaltungen und intensive Gespräche mit iranischen Bauexperten, an denen auch Vertreter der deutschen Holzbaubranche teilnahmen. Das erste konkrete Ergebnis ist jetzt das 140 Quadratmeter große Musterhaus im 12 Kilometer von Bam entfernten Arg-e-Jadid. Dort soll eine neue Stadt für 50.000 Einwohner entstehen.

Vorteile von Holzhäusern: geringere Masse – höhere Elastizität

Das Erdbeben in Bam hat gezeigt, dass die traditionelle Bauweise im Iran mit massiven Lehm- bzw. Lehmziegelmauern große Gefahren birgt. Aber auch moderne Bauten aus Stahl und Beton wurden zerstört. Holz zeichnet sich dagegen durch ein besseres Verhältnis von Festigkeit zu Eigengewicht aus als andere Baustoffe. Die geringere Masse der Holzhäuser erzeugt bei einem Erdbeben weniger Trägheitskräfte. Bei Erdbeben stellen neben den vertikalen Beschleunigungen und Rissbildungen an der Erdoberfläche die horizontalen Beschleunigungen die größte Gefahr für Gebäude dar. Holz hat röhrenförmige Zellen, die Hohlräume erzeugen und die elasto-mechanischen Eigenschaften optimieren. So verfügt Holz über eine hohe Druck- und Zugfestigkeit. „Holz ist unter Erdbebenaspekten das bessere Baumaterial im Vergleich zu Stahl und Beton“, so Prof. Dr.-Ing. M. Gh. Vetr vom Internationen Erdbebeninstitut in Teheran in seinem Seminarbeitrag. Die Erdbebensicherheit von Holzkonstruktionen belegen zahlreiche Gebäude in seismologisch aktiven Regionen: zum Beispiel Jahrhunderte alte Holzhäuser in Istanbul, Holzbauobjekte in Japan und mehrgeschossige Wohnanlagen in Seattle.

Ein weiterer Vorteil der Holzbauweise, der die Iraner überzeugte, ist der hohe Vorfertigungsgrad einzelner Bauteile wie Wände und Decken. Dies ermöglicht eine schnelle und äußerst wirtschaftliche Bauweise. „Auf Grund seiner bautechnischen und wirtschaftlichen Vorteile ist Holz ein hervorragendes Material für den Wiederaufbau in Krisenregionen – nicht nur für Wohnhäuser“, so Dirk Alfter.

Über erdbebensicheres Bauen mit Holz informierte der Holzabsatzfonds auch im Rahmen eines Workshops am 20. Januar 2005 auf der internationalen Fachmesse BAU 2005 in München. Rund 85 Vertreter der internationalen Baubranche nahmen teil – darunter allein 35 aus dem Iran. International renommierte Experten u.a. aus Japan, Kanada, Italien und dem Iran berichteten über ihre Erfahrungen mit Holzkonstruktionen im Fall von Erdbeben und diskutieren über die Rahmenbedingungen für einfache, robuste und vor allem sichere Gebäude. „Nur wenn die Konstruktion leicht und duktil ist, sind die Menschen sicher“, so das Fazit von Prof. Dr. F. Nateghi-Alahi vom Internationalen Erdbebeninstitut in Teheran.

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