Mit Spannsystem Lehmhäuser noch erdbebensicherer machen

Im iranischen Bam, das im Dezember 2003 durch ein Erdbeben stark zerstört wurde, wird der Kasseler Architekturprofessor Dr.-Ing. Gernot Minke ab 4. September beraten, wie die dort üblichen Lehmbauten, insbesondere die Tonnen- und Kuppelgewölbe erdbebensicherer gestaltet werden können. Dabei wird er seine Erfindung vorstellen, ein Spannsystem, das über Gebäudehüllen und bogenförmigen Durchgängen eingesetzt wird und so horizontal oder vertikal einwirkende Kräfte wie bei Erdbeben abfängt.

„Ich werde dafür aber kein Patent anmelden, da die betroffenen Länder sonst kaum in der Lage sein werden, die Idee zu nutzen“, erklärt Minke, der seit 1975 an der Universität Kassel mit der Erforschung des ökologischen und preiswer-ten Baustoffs Lehm befasst ist. Dieser weist viele Vorteile aus: Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit, speichert Wärme, spart Energie und verringert die Umweltverschmutzung, Lehm ist wiederverwendbar, spart Baumaterial- und Transportkosten und bindet Schadstoffe – Eigenschaften, die auch für den Hausbau in unseren Breiten von Vorteil sind. Besonders aber für Entwicklungsländer und Erdbebenregionen ist es wichtig, dass Lehm als Baustoff lokal vorhanden ist und im Selbstbau verwendet werden kann.

Minke hat sich in den vergangenen Jahren in mehreren Forschungsprojekten mit der Konstruktion von Lehmbauten in Erdbebenregionen beschäftigt, diese wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit gefördert. Dass vorhandene Lehmbauten derzeit noch bei Erdbeben einstürzen, hat für ihn viele, aber behebbare Ursachen. Nach seinen Untersuchungen werden häufig Wände zu dünn gestaltet und nicht durch Ringbalken stabilisiert, falsche Grundrisse gebaut oder zu große Öffnungen vorgesehen. Zusammen mit seinem neuen Spannsystem können nun in Erdbebenregionen selbst größere Gebäude sicher gebaut werden.

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Prof. Dr.-Ing. Gernot Minke Universität Kassel

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