Über das Athener Olympia-Stadion wölbt sich ein Dach aus Polycarbonat-Scheiben

Makrolon® bei Olympia mit am Start

Wenn am 13. August dieses Jahres in Athen der Startschuss für die Olympischen Spiele fällt, kann sich auch das Stadion „Spyridon Louis“der Aufmerksamkeit der Welt sicher sein. Denn das Dach der Arena, in der die Eröffnungsfeier stattfindet, ist selbst „olympiaverdächtig“ und gilt als Wunder der Baukunst. Gleich drei Rekorde kann die imposante, aber dennoch grazil wirkende Konstruktion, für sich verbuchen, die nach Entwürfen des renommierten spanischen Architekten Santiago Calatrava entstand. Sie gilt nicht nur als das größte Stadiondach der Welt, sondern auch als die größte Dachverscheibung überhaupt. Außerdem handelt es sich um das größte Dach, das jemals nachträglich über ein Stadion geschoben wurde. Die Verscheibungselemente des Daches sind hoch transparente, massive Kunststoff-Platten aus dem Polycarbonat Makrolon® der Bayer MaterialScience AG. Die bläulich schimmernden Scheiben sorgen für eine freundliche, offene und helle Atmosphäre in der Arena und geben den Blick frei in den griechischen Sommerhimmel.

Das Dach ist eine dynamische Hängekonstruktion. Hauptmerkmal sind zwei jeweils 300 Meter lange und im Scheitelpunkt 78 Meter hohe Metallbögen. Sie überspannen das Stadion in Längsrichtung und tragen jeweils ein an Doppelbogenträgern aufgehängtes Gewölbe. Insgesamt wiegt die Dachkonstruktion 17.000 Tonnen, überdeckt eine Fläche von fast 25.000 Quadratmetern und bietet 75.000 Zuschauern Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen.

Von den beiden großen Metallbögen gehen Drahtseile aus, an denen die 12 Millimeter dicken, knapp fünf Meter langen und einen Meter breiten Platten aus Polycarbonat befestigt sind. „Die Makrolon®-Platten kommen neben ihrer hohen Transparenz vor allem wegen ihres im Vergleich zu Glas deutlich niedrigeren Gewichts zum Einsatz. Der Architekt hat dadurch aus Gründen der Statik mehr gestalterische Freiheiten“, erklärt Dr. Peter Schwarz vom Business Development für Polycarbonat-Platten bei Bayer MaterialScience. So wiegen die eingesetzten Platten nur etwa 14,4 Kilogramm pro Quadratmeter. Entsprechende Elemente aus Glas wären dagegen mehr als doppelt so schwer.

Ein spezielles Additiv im Kunststoff verschafft den Zuschauern Kühlung in der Sommerhitze. Es reflektiert einen Großteil der Wärmestrahlung des natürlichen Sonnenlichtes, der sichtbare Lichtanteil wird hingegen durchgelassen. Dadurch heizen sich die Luftmassen im Stadion nicht so stark auf. Ein weiterer Vorteil der mit einer Kratzfest-Lackierung versehenen Kunststoff-Platten ist ihre leichte Verarbeitbarkeit. „Sie können problemlos gesägt, gebohrt und geschnitten werden. Außerdem sind sie bruchsicher, was zusammen mit ihrem niedrigen Gewicht das Handling beim Verlegen erleichtert“, so Schwarz.

So beeindruckend wie das Bauwerk selbst ist auch dessen Entstehung. Um den Umbau des Stadions nicht unterbrechen zu müssen, wurden die beiden Dachhälften unmittelbar neben dem Stadion separat aufgebaut. Nachdem die wichtigsten Arbeiten im Stadion abgeschlossen waren, wurden die 8.500 Tonnen schweren Dachhälften einzeln über ein spezielles Schienenwerk hydraulisch auf Gleitschuhen über das Stadion geschoben. Danach erfolgte die Montage der Polycarbonat-Platten.

Unter dem „Calatrava-Dome“, wie das Stadiondach im Volksmund genannt wird, finden auch alle Leichtathletikwettkämpfe, das Fußballendspiel der Männer und die Abschlussfeier statt. Das Stadion verdankt seinen Namen Spyridon Louis, dem griechischen Sieger des Marathonlaufes bei den ersten olympischen Spielen der Neuzeit in Athen im Jahr 1896.

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