Dämmen mit Flachs und Schafwolle

Geernteter Flachs beim Trocknen <br>© agenda / Michael Kottmeier <br>

Wer nach 2002 ein Haus gebaut hat, ist fein raus. Neubauten unterliegen der Energieeinsparverordnung und ihre Wärmedämmung ist bei sachgerechter Ausführung gut. Wer hingegen ein älteres Gebäude besitzt, sollte über eine energetische Sanierung nachdenken. Denn die Auswirkungen auf den Geldbeutel sind nicht unerheblich: Knapp 80 Prozent des Energieverbrauchs eines Haushalts entfallen statistisch auf das Heizen. Altbauten verbrauchen etwa viermal so viel Heizenergie wie Neubauten. Mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand kann man die Heizkosten halbieren, wenn man mit dem Dämmen gleich den Heizkessel austauscht. Je nach Preis für den oder die Energieträger haben sich die Ausgaben nach einigen Jahren armortisiert.

Gedanken machen sollte sich ein Bauträger oder Hausbesitzer auch über Dämmmaterialien. Aus Kostengründen wird in den meisten Fällen zu bewährten Klassikern wie Mineralwolle oder Hartschaum gegriffen. Dabei ist die Vielfalt möglicher Materialien recht groß. Wärmedämmstoffe aus Schafwolle oder gar Wiesengras, Dämmplatten aus Hanf, Flachs, Sisal oder Jute sind zugelassen. »Die Wärmedämmung ist nicht das einzige Kriterium«, weiß Professor Dr. Klaus Sedlbauer, neuer Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP. »Faktoren wie das Speichervermögen für Wärme und Luftfeuchte etwa tragen erheblich zu einem ausgeglichenen und angenehmen Raumklima bei. Material, Dicke und Verarbeitung sollten auf die baulichen Gegebenheiten abgestimmt werden.«

Die Akzeptanz von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen korreliert natürlich auch mit ihren Kosten. Daher hat das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft ein Förderprogramm gestartet. Pro Kubikmeter werden 30 oder 40 Euro vergütet. Dies hängt von der Kategorie ab, in die die Forscher vom IBP einen Dämmstoff einstufen. »Grundvoraussetzung ist die nationale oder europäische Zulassung einer Bauaufsicht«, erläutert Dämmstoffexperte Norbert König. »Die höhere Förderung erhalten solche, die die Auflagen eines Gütesiegels erfüllen.« Inzwischen konnten mit den Arbeiten am IBP zwei Dutzend Produkte von unterschiedlichen Herstellern klassifiziert und in eine Förderliste aufgenommen werden. Die dem Bundesministerium nachgeordnete Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. pflegt das Hersteller- und Produktverzeichnis und führt Informationsveranstaltungen über Vorteile und Anwendungsgrenzen der Dämmstoffe durch. Im Internet finden Interessenten auch die genauen Bedingungen für die Förderung und ein Antragsformular.

Ansprechpartner:
Dipl.-Phys. Norbert König
Telefon 07 11 / 9 70-33 70
Fax 07 11 / 9 70-33 85

Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart

Servicebüro der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe FNR:
Sandra Schuth
Telefon 02 28 / 9 85 79 99
Fax 02 28 / 96 94 04 58

Media Contact

Fraunhofer-Gesellschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer