Positive Energiebilanz von "Recycling-Häusern"

Das „Mensch-Haus-Umwelt Gebäude“ im Technologiepark Paderborn

Dass energiefreundliche Gebäude nicht nur nach deren Energieeffizienz beurteilt werden dürfen, fordert Dirk Prior von der Universität in Paderborn. Sein Projekt „Mensch-Haus-Umwelt Gebäude“ verknüpft verschiedene Aspekte seiner gesamten ökologischen Bewertung, dazu zählen auch die Verwendung der Baumaterialien. Der Forscher war Gast beim World Sustainable Day,der derzeit in Wels stattfindet.

„Allein der Herstellungsenergiebedarf der Baumaterialien für ein durchschnittliches in Stein- oder Betonbauweise errichtetes Gebäude entspricht dem Heiz- und Strombedarf des Gebäudes für 20 Jahre“, so Prior, der gemeinsam mit Jürgen Voss, Leiter des Instituts für gesamtökologischen Wohnungsbau, das Bauvorhaben durchgeführt hat. Wenn für die Errichtung eines Gebäudes etwa gebrauchte Materialien verwendet werden, wirke sich das auf die Ökobilanz des Baus aus. Für das „Mensch-Haus-Umwelt Gebäude“ in Paderborn verwendeten die Wissenschaftler 90 Stahlraumzellen, die auf Halde lagen. „Würden diese Stahlraumzellen explizit für diesen Bau hergestellt werden, wäre der damit verbundene Energieeinsatz gegenüber möglichen Alternativen einer Holz-, Mauerstein- oder Betonkonstruktion nicht zu rechtfertigen“, erklärt Prior. „Der umgesetzte Recyclinggedanke ist also nicht nur ein ökonomisches Mittel, sondern vielmehr eine konsequente Umsetzung des gesamtökologischen Ansatzes“. Vereinfacht lasse sich feststellen, dass Materialien, die eine längere Produktionskette durchlaufen haben, vor allem solche, die eine thermische Behandlung bei hohen Temperaturen erfahren haben, einen erheblich größeren Energiebedarf aufweisen als Materialien, die „naturnah“ eingesetzt werden können. In einer ganzheitlichen Betrachtung finden solche Berechnungen jedenfalls statt. Nach einem Zusammenfügen aller einzelnen angewendeten Materialien ergebe sich eine neue Berechnung des Energiebedarfs.

Das Modellprojekt „Mensch-Haus-Umwelt Gebäude“ im Technologiepark Paderborn wurde im April 2000 fertiggestellt. Der Herstellungsenergiebedarf des Objekts liegt bei 870 Euro je Quadratmeter, das Gebäude wurde in einer Bauzeit von nicht einmal 80 Arbeitstagen errichtet. „Das Bürohaus ist eine echte Symbiose zwischen Ökologie und Ökonomie“, so Prior. Wären die tragenden Gebäudeteile aus neuen Stahlraumzellen gebaut worden, würde die gesamte Energiebilanz der Errichtung auf das über Sechsfache ansteigen. „Da die Erstellung eines Gebäudes insgesamt ein energieintensiver Prozess ist, auch wenn bei langer Nutzung der Herstellungsenergieeinsatz durch den Betriebsenergieeinsatz übertroffen wird, bietet erst eine gesamtenergetische Betrachtung eine fundierte Aussage über den tatsächlichen Energiebedarf“, so Prior.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer