Baudenkmäler energ(et)isch sanieren und historische Substanz erhalten

Das energetische Sanieren von Denkmälern ist schwierig, der Bedarf nach Vernetzung deshalb groß: „Mit einem neuen Förderschwerpunkt wollen wir ein zusätzliches Forum schaffen, in dem sich Forscher, Denkmalpfleger und Architekten über die Chancen und Risiken energetischer Maßnahmen in der Denkmalpflege verständigen und gemeinsam an innovativen Lösungsstrategien arbeiten können“, sagte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Mit der Förderinitiative „Zukunftsweisende Weiterentwicklung denkmalgeschützter Altbausubstanz“ wolle die Stiftung einen Impuls geben, dass Architekten und Kulturschützer sich über ihre jeweiligen Fachgebiete hinaus noch enger vernetzen. Dafür stellt die DBU ein Fördervolumen von drei Millionen Euro zur Verfügung. Der „Tag des offenen Denkmals“ am 11. September informiert Interessierte bundesweit über die Schwierigkeiten einer umweltgerechten Denkmalpflege.

Drei Prozent aller bewohnten Gebäude in Deutschland stünden unter Denkmalschutz, sagte Brickwedde: „Sie stiften kulturelle Identität, schaffen regionale Bindung und stehen deshalb unter besonderem Schutz des Staates.“ Ihre energetische Sanierung gestalte sich aber oft schwierig, da moderne Sanierungsmethoden und Materialien nicht ohne weiteres mit der historischen Substanz kombinierbar seien. Dies bestätigte auch eine Expertentagung im September 2010 im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU (ZUK). Grundlage für klimaschonende Maßnahmen bilde eine umfassende integrale Planungsphase, in der optimale bauliche Lösungen ausgewählt würden. Im neuen Förderschwerpunkt sollten innovative Methoden und Technologien im praktischen Einsatz erprobt werden. Zielen von Denkmalpflege, Klimaschutz und Baukultur solle gleichermaßen Rechnung getragen werden.

Erfahrungen mit integraler Planung für eine optimierte energetische Sanierung von Denkmälern spielten im Rahmen der DBU-Arbeit kontinuierlich eine bedeutende Rolle, erläuterte Sabine Djahanschah, Leiterin des DBU-Referates „Architektur und Bauwesen“. Bereits 25 dieser Projekte seien mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert worden, darunter das denkmalgeschützte Fachwerkhaus „Lange Gasse 7“ in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt). Durch den Einsatz ökologischer Baustoffe sei es vor dem Einsturz bewahrt und als Wohnhaus nutzbar gemacht worden. So seien innovative Dämm- und Heizsystemen installiert worden. Auch ein Kriterienkatalog sei entwickelt worden, mit dem sich das Planen und Ausführen von Fachwerksanierungen auf andere Bauvorhaben übertragen lasse. Dies sei ein wichtiger Punkt, sagte Djahanschah. Es gehe der DBU nicht nur darum, einzelne, national bedeutsame Denkmäler vor dem Verfall zu retten, sondern technische Lösungen zum Erhalt eines größeren Gebäudebestands zu entwickeln – „auch über den eigentlichen Denkmalschutz-Status hinaus“.

Im Kloster Benediktbeuern (Bayern) werde mit DBU-Hilfe das Dach- und Obergeschoss der „Alten Schäfflerei“, einem bisher ungenutzten Gebäudetrakt, energetisch saniert, erläuterte Lutz Töpfer, DBU-Experte für Kulturgüter. „Das Kloster zählt zu den Ältesten in Oberbayern“, erinnerte Brickwedde. Der barocke Originalstil sei weitestgehend erhalten und mache das Gebäudeensemble besonders schützenswert. Mit den DBU-Fördermitteln von 308.000 Euro sollen die Fenster erneuert, die Innenwände gedämmt und die Räume mit innovativen Lüftungssystemen ausgestattet werden, sagte Brickwedde. Messtechnisch begleitet werde das Projekt vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP), das im Kloster das Europäische Kompetenzzentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege eingerichtet hat.

Noch am Anfang stehe ein kürzlich mit rund 124.000 Euro bewilligtes DBU-Projekt, in dem ein ganzheitliches Konzept zur energie-, bauwerks- und komfortgerechten Sanierung für das Hannover Congress Centrum (HCC) entwickelt werde. Eine Machbarkeitsstudie solle weitere Einsparpotenziale des hochrangigen, denkmalgeschützten Gebäudes ermitteln. Zum 100jährigen Bestehen der Stadthalle 2014 sollten die geplanten Modernisierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle, der Haus- und der Gebäudeleittechnik präsentiert und verbreitet werden, sagte Djahanschah. Das Jubiläum sei eine willkommene Plattform, um einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass sich Klima- und Denkmalschutz durchaus vereinen lassen.

Mit dem neuen Förderschwerpunkt werde nun ein zusätzlicher Akzent gesetzt, um Ideen zur energetischen Denkmalsanierung zu diskutieren, bisherige Erfahrungen zu analysieren und darauf aufbauende innovative Konzepte in die Tat umzusetzen, so Brickwedde. Maßgeblich unterstützt werde die weltweit größte Umweltstiftung dabei von der Vereinigung deutscher Landesdenkmalpfleger und dem Deutschen Nationalkomitee Denkmalschutz (DNK).

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Franz-Georg Elpers idw

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