Tropenholz: Artbestimmung und Herkunftskontrolle künftig immer bedeutsamer

Bundesministerin Ilse Aigner hat am 30. August 2011 das Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Hamburg besucht, um sich über aktuelle Probleme beim Handel mit Tropenhölzern zu informieren. Fragen der Holzartenbestimmung, der Herkunftskontrolle und der Einschleppung von Holzschädlingen standen dabei im Mittelpunkt.

Schätzungsweise 20 Prozent des auf dem europäischen Markt gehandelten Tropenholzes stammen aus illegalem Einschlag, in Deutschland liegt der Einfuhranteil von Holz aus illegaler Herkunft zwischen drei und sechs Prozent.

Umso wichtiger sei es, die einzelnen Holzarten zweifelsfrei identifizieren zu können, erläuterte der Forstwissenschaftler Dr. Gerald Koch, der am vTI-Intitut für Holztechnologie und Holzbiologie eine der weltweit größten Holzsammlungen mit mehr als 37.000 Mustern aus 12.000 Holzarten betreut. Sie dienen ihm als Referenz, um praktisch jedes Holz schnell und genau bestimmten zu können. Viele Tropenhölzer unterliegen dem Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen und dürfen nicht oder nur unter strengen Auflagen gehandelt werden. Der Zoll und andere Kontrollbehörden greifen auf Kochs Expertise zurück, ebenso Handelsunternehmen und Privatpersonen – rund 400 Gutachten erstellt er jedes Jahr.

Zur Eindämmung des illegalen Holzeinschlages hat die Bundesregierung das neue Holzhandelssicherungs-Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem eine entsprechende EU-Verordnung umgesetzt wird. Hierin sind nicht nur Angaben zur Baumart, sondern auch zur Herkunft des Holzes vorgeschrieben. Der Hintergrund: In manchen Gebieten ist der Einschlag bestimmter Baumarten legal, während er in anderen Regionen verboten oder stark reglementiert ist. „Um fälschungssichere Kontrollen für diese rechtlichen Vorgaben zu machen, erarbeiten wir genetische Methoden zur Baumart- und Herkunftskontrolle“, so Dr. Bernd Degen, Leiter des vTI-Intituts für Forstgenetik. In internationaler Zusammenarbeit entwickeln er und sein Team hierfür eine Referenzdatenbank mit genetischen Fingerabdrücken. Bislang sind zum Beispiel schon mehr als 2000 Mahagoni-Bäume (Swietenia macrophylla) aus den Ländern von Mexiko bis Bolivien aufgenommen. Diese genetische Referenzdatenbank wurde bereits erfolgreich eingesetzt, um das Ursprungsland von Mahagoni-Importen zu überprüfen.

Eine weiteres, oft unterschätztes Problem sind holzzerstörende Insekten, die als blinde Passagiere mit exotischen Hölzern eingeschleppt werden. Dr. Uwe Noldt berichtete anschaulich aus der Praxis. Nicht immer verrät Bohrmehl bei der Warenkontrolle, dass Schädlinge – namentlich Käfer, seltener Termiten – die Überfahrt mitgemacht und gut überstanden hätten. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise im Holz werden viele Schäden erst spät offenbar. Einfuhrkontrollen dieser Hölzer, Holzprodukte und Bambus an den Grenzen lägen lediglich bei rund ein Prozent, so der Insektenspezialist aus dem vTI. Man müsse daher bei der Überwachung neue Wege entwickeln, so Noldt.

Ministerin Aigner zeigte sich beim anschließenden Rundgang beeindruckt von der Leistungsfähigkeit des Instituts und betonte die wichtige Rolle, die das vTI bei der wissenschaftlichen Beratung ihres Ministeriums und für die Wirtschaft und Gesellschaft im Bereich der Tropenhölzer einnehme.

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