Russische Weizenproduktion – Vorteile durch Subventionen und niedrige Pachten

Viele westliche Weizenanbauer machen sich Gedanken über die zukünftige Konkurrenz durch russische und ukrainische Agrarunternehmen. Um sich vor Ort über aktuelle Entwicklungen im russischen Ackerbau zu informieren fand vom 1. bis 4. Juli die jährliche agri benchmark Cash Crop Conference in Woronesch, Russland, statt.

Die aktuellen agri benchmark-Ergebnisse von überdurchschnittlich gut geführten, großen russischen und ukrainischen Agrarbetrieben zeigen, dass deren Hauptvorteil die niedrigen Pachten sind. Die Kosten für Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind hingegen pro Tonne nicht erheblich geringer als in gut bewirtschafteten Betrieben der EU, den USA oder Australiens. Auf der Konferenz schälten sich die folgenden Faktoren heraus, die für die russische und ukrainische Weizenproduktion charakteristisch sind:

• Erheblich geringere Erträge (zumindest verglichen mit großen Teilen der EU),
• Eher niedrige Arbeitsproduktivität, was die sehr niedrigen Löhne kompensiert,
• Relativ schlechte Produktivität der eingesetzten Düngemittel.
Flächenpreise und -pachten betragen hingegen nur 1/10 oder noch weniger von dem, was Landwirte in vergleichbaren Teilen der Welt zahlen.

„Niedrige Pachten sind ein Zeichen dafür, dass es keine so große Konkurrenz gut ausgebildeter Landwirte mit Zugang zu Kapital gibt wie zum Beispiel in Brasilien, der EU oder den USA“, sagt Dr. Yelto Zimmer, Agrarökonom am Braunschweiger Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und Koordinator des Netzwerks. Außerdem deuten sie auf hohe Investitionsrisiken hin.

Gleichzeitig wird die russische Landwirtschaft massiv von der Politik unterstützt – die Summe aller politischen Unterstützungsmaßnahmen ist auf demselben Niveau wie in der EU. Im Durchschnitt der letzten Jahre waren die betrieblichen Agrarsubventionen sogar höher als die Gewinne. Ein Großteil dieser Subventionen wird bisher als Zinszuschuss gezahlt. Dadurch werden die Produzenten ermutigt, stark in neue Maschinen zu investieren. In der Folge haben sich die Betriebe seit 2005 stark verschuldet (+ 250 %), und das, obwohl die Gewinne erheblich zugenommen haben (+120 %).

Der Beitritt Russlands zur WTO in 2012 wird zu einem Umbruch in der Subventionspolitik führen, da Zinszuschüsse und Förderungen für Düngemittel und Diesel zumindest teilweise abgeschafft werden. Gleichzeitig dürfte die russische Ölsaaten-Produktion und deren Export einen zusätzlichen Boom erfahren, weil die derzeitigen Exportzölle für Sonnenblumen und Raps um etwa zwei Drittel auf 6,5 % gesenkt und für Sojabohnen komplett abgeschafft werden.


agri benchmark Cash Crop ist ein weltweites Non-Profit-Netzwerk von Agrarökonomen, die sich zum Ziel gesetzt haben, praxisrelevante Informationen und Analysen der Entwicklungen der weltweiten Agrarproduktion zu erarbeiten. Es wird vom Thünen-Institut und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) koordiniert. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter http://agribenchmark.org/cash_crop.html
Weitere Informationen:
Dr. Yelto Zimmer, Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
E-Mail: yelto.zimmer@ti.bund.de, Tel.: +49 531 596 5155

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Dr. Michael Welling Thünen-Institut

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