Risiko chemischer Pflanzenschutz: Neue Strategien entwickelt

In der Landwirtschaft werden viele chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die anschließend in Gewässern, Böden und Nahrungsmitteln zu finden sind. Darunter sind auch Wirkstoffe, die hormonell (endokrin) wirksam sind. Sie gefährden möglicherweise Mensch und Umwelt, da sie im Verdacht stehen, Störungen im Fortpflanzungs-, Nerven- und Immunsystem auszulösen.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „start2: Strategien zum Umgang mit hormonell wirksamen Agrarchemikalien“ wurden nun in einer Abschlusspublikation des Projekts neue Strategien vorgestellt.

„Vorsorge durch gemeinsame Verantwortung: Integrative Strategien zu Risikominderung im chemischen Pflanzenschutz“ ist eine Handreichung für die Praxis. Darin wird beschrieben, in welchen Bereichen gemeinsam angesetzt werden muss, um die Risiken zu reduzieren: In der Entwicklung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, in der landwirtschaftlichen Pflanzenschutzpraxis und im Gewässer- und Trinkwasserschutz. Die vorgestellten Strategien entstanden kooperativ, indem alle wichtigen Akteure wie Landwirte, Herstellerfirmen oder Verbände einbezogen wurden. In der Broschüre sind zudem die derzeitige Rechtslage und der aktuelle Stand der Risikominderung beschrieben.

Grundlage der Empfehlungen waren unter anderen empirische Befragungen von Landwirten zu ihrem Umgang mit endokrin wirksamen Pflanzenschutzmitteln. Darin zeigte sich beispielsweise im Kartoffelanbau, dass bis auf eine Ausnahme alle Betriebe Pflanzenschutzmittel aus der Liste der endokrinen Verdachtswirkstoffe einsetzen. In vielen Fällen werden endokrine Verdachtswirkstoffe ohne das Wissen um mögliche Risiken eingesetzt: 47 Prozent der Landwirte fühlen sich schlecht über die Problematik hormonell wirksamer Pflanzenschutzmittel informiert und 48 Prozent der Befragten haben noch nie davon gehört. Dabei wären über 30 Prozent bereit, andere Mittel einzusetzen, auch wenn diese in der Wirkung nicht ganz so gut wären.

Die Abschlusspublikation „Vorsorge durch gemeinsame Verantwortung: Integrative Strategien zu Risikominderung im chemischen Pflanzenschutz“ ist kostenfrei beim ISOE über info@isoe.de als Druckexemplar oder unter unten genanntem Link erhältlich.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer