Neue Informationen zu deutschen Agrarflächen via Satellit

Ziel des einen Projekts ist es, Ernteerträge regional aus dem Weltall abzuschätzen. Das zweite Projekt kartiert mit Hilfe der Satellitendaten besondere ökologische Vorrangflächen in den Agrarflächen.

Im Rahmen des „Nationalen Forums für Fernerkundung und Copernicus“ moderierte das JKI die zwei Workshops zur Landwirtschaft und stellte eigene Aktivitäten und Forschungen in diesem Bereich vor. Das Forum fand vom 8. – 10. April 2014 im Ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) in Berlin statt.

Mit den beiden Copernicus-Pilotprojekten „RiflE“ und „Copernicus 4 EFA“ erhält das JKI umfangreiche neue Daten und kann seine langjährige Expertise im Bereich Fernerkundungsaktivitäten weiter stärken.

Im Projekt RiflE (Regionale fernerkundliche Erfassung des aktuellen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials) wird zum Beispiel das aktuelle Ertragspotenzial für wichtige landwirtschaftliche Kulturen mit Hilfe von Daten der Satelliten geschätzt. Durch einen kombinierten Ansatz aus Satellitenbildern, aktuellen Witterungsdaten des Deutschen Wetterdienstes und Modellansätzen schätzen die Experten aus dem JKI zunächst den zu erwartenden Ernteertrag teilschlagspezifisch ab.

Begonnen wird 2014 mit der Landesfläche von Niedersachsen, um die Qualität der Schätzungen, die Verarbeitungsabläufe und die technischen Anforderungen, die für eine bundesweite Ertragsabschätzung notwendig ist, zu evaluieren. Wenn ab 2015 geeignete Copernicus Satelliten verfügbar sind, wollen die JKI-Wissenschaftler/innen die Daten für das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die Öffentlichkeit auswerten und kostenfrei zur Verfügung stellen.

„Das JKI ist schon seit Jahren in zahlreichen Vorbereitungsprojekten für verschiedene Satellitenmissionen aktiv“, sagte Dr. Holger Lilienthal vom JKI-Fachinstitut für Pflanzenbau und Bodenkunde. „Mit dem Copernicus Programm können wir nun die operationelle Auswertung von Satellitendaten für landwirtschaftliche Fragestellungen vorbereiten.“

Das JKI-Fachinstitut für Strategien und Folgenabschätzung will mit den Copernicus Daten die Landwirtschaft im Bereich des sogenannten „Greening“ der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU unterstützen. Das Fachinstitut arbeitet seit mehr als 20 Jahren u. a. an der Quantifizierung von Kleinstrukturen im Agrarraum, wie Feldgehölze, Hecken, Feldsäume oder Kleingewässer. Diese Strukturen befinden sich in der Regel am Rand eines Schlags und sind mittlerweile gut durch bestehende Datenbanken am JKI erfasst.

In dem Projekt „Copernicus 4 EFA“ schaut das JKI aus dem All auf den Ackerschlag. Dabei geht es darum, Handlungsoptionen für die Landwirtschaft zu entwickeln. Dazu gehören z. B. Teilflächen in einer Ackerfläche, die weniger ertragreich oder technisch nur schwer zu bewirtschaften sind. Es handelt sich u. a. um trockene Kuppen, arme Sandstandorte, Nassstellen oder ständig wiederkehrende Erosionsrillen. Diese Areale eignen sich aus landwirtschaftlicher Sicht hervorragend für die Einrichtung sogenannter ökologischer Vorrangflächen (Ecological Focus Areas), wie sie die „Greening“-Maßnahmen fordern.

„Wir sehen einen großen Bedarf für diese Informationen vor allem in Landschaften mit großen Ackerschlägen wie in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Die für den Landwirt problematischen Teilflächen stellen als ökologische Vorrangflächen so genannte Biotope mit Inselstruktur dar. Wenn die Lage mehrerer dieser „Inseln“ zueinander stimmt, sind sie ein wichtiger Beitrag zum Biotopverbund. Sie tragen damit zum Schutz der Biodiversität in Agrarlandschaften bei“, so Burkhard Golla, der Projektleiter am JKI. Partner in diesem Projekt ist die RSS – Remote Sensing Solutions GmbH, Baierbrunn.

Das Julius Kühn-Institut wird sämtliche Ergebnisse kostenfrei über Webservices und das Geoportal des JKI der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Weitere Informationen über die Copernicus-Projekte „RiflE“ und „Copernicus 4 EFA“ können in Kürze über die Homepage des JKI abgerufen werden.

Hintergrundinformation:
Copernicus ist ein europäisches Erdbeobachtungssystem aus 12 unterschiedlichen Erdbeobachtungssatelliten, das in den nächsten sechs Jahren neuartige Daten zur Erdbeobachtung liefern wird. Copernicus ist der neue Name des bisherigen Erdbeobachtungsprogramms GMES (Global Monitoring for Environment and Security). Das Herz von Copernicus sind die Copernicus Dienste. Sechs europäische Kerndienste (darunter der Dienst „Landüberwachung“) stellen Grundlageninformationen bereit, die für vielfältige Anwendungen weiter verarbeitet werden können. Mit Copernicus entsteht eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur für Erdbeobachtung und Dienstleistungen der Geoinformation. Auch für Deutschland ergeben sich durch Copernicus neue Chancen. Nationale Nutzer sollen von den europäischen Investitionen in Copernicus profitieren. Das Besondere an Copernicus ist, dass die Satellitendaten kostenfrei an alle Nutzer abgegeben werden können.

http://www.d-copernicus.de – Website deutsche Copernicus-Vorhaben
http://www.copernicus.eu – Website der EU-Mission

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Dr. Gerlinde Nachtigall idw - Informationsdienst Wissenschaft

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