Milchmärkte in Mittel- und Osteuropa heute und morgen

Der Abbau staatlicher Preisregulierungen, die Konsolidierung großbetrieblicher Strukturen und strengere Qualitätskontrollen könnten dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der mittel- und osteuropäischen Milchmärkte zu steigern.

Das ist eines der Ergebnisse der Vortragsveranstaltung „Konkurrenz oder Absatzmarkt? Entwicklung der Milchwirtschaft in Mittel- und Osteuropa“ des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa auf der EuroTier in Hannover, der weltgrößten Messe für professionelle Tierhalter.

Dort wurden Zustand und Entwicklungsperspektiven mit einem besonderen Fokus auf Belarus und die Ukraine in den Blick genommen und mit einem interessierten Publikum diskutiert. Vortragende waren die beiden IAMO-Wissenschaftler Dr. Oleksandr Perekhozhuk und Maryna Mykhaylenko sowie Dr. Mikhail Ramanovich, der als Leiter des Dairy Sector Analysis Team am IFCN Dairy Research Center tätig ist.

Die transformationsbedingte Privatisierung der staatlichen Milchbetriebe hatte in vielen mittel- und osteuropäischen Ländern eine Schwächung der Milchwirtschaft zur Folge. Ein erheblicher Anteil der Rohmilch wurde und wird von kleinen und Kleinstproduzenten hergestellt. Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist die Ukraine, wo heute 82 Prozent der Rohmilch aus sogenannten Semi-Subsistenzbetrieben mit durchschnittlich 1,5 Kühen stammen – d.h. aus Haushalten, die einen Teil ihrer Milch für den eigenen Bedarf verbrauchen.

Diese Situation führt u.a. dazu, dass Milchverarbeitungsunternehmen häufig mit Lieferunsicherheiten und qualitativ minderwertiger Milch konfrontiert sind. Beispielsweise durch zusätzliche Preisanreize, Finanzierungs- und Weiterbildungsangebote versuchen dort die Unternehmen, diesen Problemen zu begegnen und die Zusammenarbeit mit den Produzenten zu verbessern. In der Ukraine ist die Milchproduktion für viele Bewohner ländlicher Gebiete als Einkommensquelle alternativlos.

Ein Hemmnis der Weiterentwicklung der mittel- und osteuropäischen Milchmärkte sind die niedrigen Milchpreise, die den Produzenten vielerorts trotz Nachfrageüberhang von den Molkereien gezahlt werden. Sie sind häufig die Folge einer staatlichen Politik, die versucht den Nahrungsmittelbedarf einkommensschwacher Bevölkerungsschichten zu sichern, dabei aber gleichzeitig verhindert, dass im Milchsektor kostendeckend produziert werden kann.

In einigen Punkten unterscheiden sich die mittel- und osteuropäischen Milchmärkte stark. Während beispielsweise in der Ukraine immer noch Probleme bestehen, die Milchnachfrage im eigenen Land aus heimischer Produktion zu befriedigen, ist in Belarus heute Milch das wichtigste Exportprodukt des Agrarhandels. Während zur Zeit noch 80 Produzent der exportierten Milch nach Russland geliefert werden, ist in Zukunft eine Diversifizierung der Exportländer und eine Produktionssteigerung zu erwarten. Wenn entsprechende politische Rahmenbedingungen geschaffen würden, sei das Potenzial für ausländische Investitionen in die Milchwirtschaft des Landes groß, so die Einschätzung Dr. Mikhail Ramanovichs.

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Rebekka Honeit idw

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