Große Wachstumspotenziale in der globalen Agrarproduktion

Kann die Landwirtschaft mittelfristig die weltweit steigende Nachfrage nach Rohstoffen decken? Diese Frage war einer der Schwerpunkte der diesjährigen agri benchmark Cash Crop Konferenz.

Das vom Thünen-Institut und der DLG koordinierte Netzwerk führender landwirtschaftlicher Produktionsökonomen hielt sein jährliches Treffen vom 9. bis 15. Juni in Pilanesberg (Südafrika) ab. Auf Einladung der Partnerorganisationen BFAP (Bureau for Food and Agricultural Policy) und NAMC (National Agricultural Marketing Council) trafen sich 38 Experten aus 23 verschiedenen Ländern, um die aktuellen Entwicklungen und Perspektiven in der globalen Agrarproduktion zu diskutieren.

Anhand von Fallstudien aus Argentinien, Polen, der Ukraine, Marokko, den USA, Australien und Bulgarien wurde gezeigt, dass technisch und ökonomisch große Potenziale für Ertragssteigerungen bestehen. Laut Pawel Boczar (Universität Posen, Polen) sind in Polen Weizenerträge von 4 t/ha üblich, während gut organisierte Betriebe bis zu 6 t/ha, also 50 Prozent mehr ernten. Voraussetzung dafür sind allerdings eine bessere Nährstoffversorgung, besseres Saatgut und ein optimierter Pflanzenschutz.
Am Beispiel Argentiniens wurde ersichtlich, dass auch eine Flächenausweitung durchaus möglich und nicht besonders kostenträchtig ist. Martin Otero (Hillock) erläuterte, dass bis 2020 sogar unter den strikten Abholzungsregelungen eine Flächenausweitung um 20 bis 40 Prozent realistisch ist. Unter der Voraussetzung, dass die Getreidemärkte für die argentinischen Landwirte stabil bleiben, sei eine Steigerung der Ölsaaten-Produktion um bis zu 25 Prozent und der Getreideproduktion um 75 Prozent machbar.

Aktuell setzen hohe Rohstoffpreise und signifikante Rentabilitätssteigerungen des Ackerbaus starke Anreize zur Ausweitung der Produktion. Dadurch könnte der Markt für landwirtschaftliche Rohstoffe wieder von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt werden. Szenario-Rechnungen für agri benchmark Betriebe zeigen, dass der Weizenpreis dann im Vergleich zum derzeitigen Preis dauerhaft um mindestens 30 Prozent bzw. 50 USD/t sinken könnte. Laut Yelto Zimmer (Thünen-Institut, Deutschland) ist also eine andauernde Periode von sehr viel niedrigeren Rohstoffpreisen möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, auch wenn internationale Agenturen hohe Preise prognostizieren.
BFAP und NAMC hatten außerdem etwa 80 Vertreter aus Industrie, Landwirtschaft und Politik zum ‚Globalen Forum‘ eingeladen. Einer der Kernpunkte war der Vergleich zwischen amerikanischer und südafrikanischer Maisproduktion durch Divan van der Westhuizen (BFAP, Südafrika) und Kelvin Leibold (Iowa State University, USA). Eine Kernaussage: Aufgrund hoher Preise und niedriger Produktivität von Stickstoff ist die Produktion von Mais mit Bewässerung in Südafrika relativ teuer. Einer der möglichen Gründe ist die heutzutage fehlende Mais-Soja Rotation in den Betrieben – so dass Mais nicht von den Stickstoff-Rückständen der Leguminosen im Boden profitieren kann.

Während des Globalen Forums haben Somporn Isvilanonda (KNIT, Thailand) und Luan Nguyen (Vietnam) Erfolgsfaktoren für die Kleinproduzenten-basierte Reisproduktion aufgezeigt. Thailand und Vietnam sind die mit Abstand größten „Spieler“ im weltweiten Reismarkt. Verlässliche Eigentumsrechte für Land, Zugang zu Krediten und Beratung haben sich, ebenso wie eine leistungsfähige Infrastruktur, als die entscheidenden Erfolgsfaktoren erwiesen.

Präsentationen vom Globalen Forum können unter http://www.agribenchmark.org/ccc2012.html heruntergeladen werden.

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Dr. Michael Welling vTI

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