Gesunde Ferkel: Es geht auch mit weniger Aufwand

Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Parasitology Research“ und in „Veterinary Parasitology“ veröffentlicht.

Eine der häufigsten Krankheiten, an denen neugeborene Ferkel leiden, ist die so genannte Kokzidiose. Sie wird von einem einzelligen Parasiten mit Namen Isospora suis verursacht und äußert sich in Durchfällen. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Bekämpfung dieser Krankheit wichtig ist: Sie reichen von einer Steigerung des Wohlbefindens der Tiere über Aspekte der Hygiene bis hin zu drohenden finanziellen Verlusten für die Tierhalter durch verzögertes Wachstum bei den Ferkeln. Bedauerlicherweise gibt es in der veterinärmedizinischen Literatur widersprüchliche Hinweise, wie die Krankheit effektiv behandelt werden kann. Oft werden so genannte Sulfonamide zur Behandlung der Kokzidiose eingesetzt.

Alternativer Wirkstoff

Anja Joachim und ihre Kollegen untersuchten deshalb, wie gut Ferkel auf eine Behandlung mit dieser Stoffklasse ansprechen. Gemeinsam mit Hans-Christian Mundt von der Bayer Animal Health GmbH in Leverkusen (D) konnte Joachim nun zeigen, dass Sulfonamide tatsächlich wirken – die Gabe der Medikamente bedeutet aber einen beträchtlichen Aufwand für die Tierhalter, der sie für den praktischen Einsatz in landwirtschaftlichen Betrieben als ungeeignet erscheinen lässt. Zudem werden Sulfonamide im Körper der Tiere schnell abgebaut und wirken daher nur sehr kurze Zeit.

Wirksam und praktisch zugleich

Wie kann also den Schweinen, und auch den Landwirten, geholfen werden? Toltrazuril ist ein alternativer Wirkstoff zur Behandlung von Kokzidiose. Joachim und Mundt konnten in ihrer neuen Studie zeigen, dass unter den Versuchsbedingungen schon eine einzige Gabe von Toltrazuril die Krankheit eindämmen konnte. Die Arbeit von Joachim und Mundt wurde jüngst durch eine weitere Studie ergänzt. Tanja Kreiner und Kollegen aus Joachims Team an der Vetmeduni Vienna untersuchten die Anwendung von Toltrazuril auf Schweinehaltungsbetrieben in Österreich. Sie konnten zeigen, dass Ferkel, die mit Toltrazuril behandelt wurden, deutlich seltener an Durchfall erkranken als unbehandelte Ferkel. Wenn die Tiere aber unter unhygienischen Bedingungen gehalten werden, ist das Krankheitsrisiko deutlich erhöht, und das auch unabhängig davon, ob die Tiere mit Toltrazuril behandelt werden oder nicht.

Auch Hygiene wichtig

Allein das Medikament zu verabreichen reicht daher nicht aus, um die Tiere gesund zu halten, auch die hygienischen Bedingungen, unter denen Schweine gehalten werden, spielen eine große Rolle. Joachim ist dennoch optimistisch: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sulfonamide für den Einsatz im landwirtschaftlichen Alltag schlecht geeignet sind, Toltrazuril ist praktischer in der Anwendung und wirkt zudem sehr gut gegen Kokzidiose. Die Kosten für die Behandlung sind deutlich geringer als die finanziellen Verluste im Fall einer Erkrankung, deshalb raten wir Schweinehaltern, ihre Tiere mit Toltrazuril zu behandeln, wenn sie an Kokzidiose erkrankt sind.“

Der Artikel “Efficacy of sulfonamides and Baycox® against Isospora suis in experimental infections of suckling piglets” der Autoren Anja Joachim und Hans-Christian Mundt ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Parasitology Research“ (2011, 109:1653-1659) veröffentlicht. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit der Bayer Animal Health GmbH, Leverkusen (D).

Wissenschaftlicher Artikel „Joachim & Mundt, 2011“ (Vollversion gegen Subskription oder Entgelt)

http://www.springerlink.com/content/h4833r7895656463/

Die zweite Studie, “Influence of toltrazuril treatment on parasitological parameters and health performance of piglets in the field – An Austrian experience” der Autoren Tanja Kreiner, Hanna Lucia Worliczek, Alexander Tichy und Anja Joachim wurde in der Zeitschrift “Veterinary Parasitology” (2011, 183:14-20) publiziert. Diese Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Populationsgenetik der Vetmeduni Vienna.

Wissenschaftlicher Artikel „Kreiner et al., 2011“ (Vollversion gegen Subskription oder Entgelt):

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304401711004882

Rückfragehinweis:
Univ.Prof. Dr. Anja Joachim, E Anja.Joachim@vetmeduni.ac.at, T +43 1 25077-2200
Aussender:
Mag.Klaus Wassermann, E Klaus.Wassermann@vetmeduni.ac.at, T +43 1 25077-1153

Media Contact

Klaus Wassermann idw

Weitere Informationen:

http://www.vetmeduni.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer