Fruchtfolgen in der Landwirtschaft: Einheitsbrei oder doch noch Vielfalt?

Landschaft in Südniedersachsen. Mit welchen Fruchtfolgen werden die Felder bestellt? Foto: Horst-Henning Steinmann

Heutige Anbaustrukturen zeigen, dass immer weniger Früchte auf immer größerem Flächenumfang angebaut werden. Bisher gab es über die tatsächlichen Fruchtfolgen keine verlässlichen Daten.

Agrarforscher des Zentrums für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung der Universität Göttingen haben ein Schema entwickelt, mit dem erstmals Fruchtfolgemuster der vergangenen Jahre erkannt und verglichen werden können.

Damit konnten sie am Beispiel von Niedersachen zeigen, dass es sowohl abwechslungsreiche Fruchtfolgen als auch einseitige Anbaumuster gibt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „European Journal of Agronomy“ veröffentlicht.

Die Forscherinnen und Forscher werteten Daten der Agrarverwaltung aus und beschrieben damit die Bewirtschaftungshistorie von rund einem Viertel der Ackerfläche in Niedersachsen über einen Zeitraum von sieben Jahren. Insgesamt wurden 120.000 repräsentativ im Bundesland verteilte Felder untersucht.

„Erstmals konnten wir echte Anbaustrukturen sichtbar machen“, sagt Susanne Stein, Erstautorin der Studie. Rund 30 Prozent der Ackerfläche wird sehr einseitig mit ein oder zwei Feldfrüchten bewirtschaftet. Etwa ein Viertel dieser Fläche wird sogar ausschließlich mit Mais im Daueranbau kultiviert.

Weitere 30 Prozent der untersuchten Felder haben einen vielfältigen Fruchtwechsel mit vier oder mehr Feldfrüchten in Folge. Die restlichen 40 Prozent der Ackerfläche umfasst die Dreifelderwirtschaften mit Raps, Rüben oder Kartoffeln als Hauptfrüchten.

Vielseitige Anbaustrukturen verteilen sich breitflächig über das Bundesland, während einseitige Anbaumuster vermehrt im Nordosten auftreten. Das zeigt die geografische Verteilung der Ackerflächen. „Potenzial für diverse Landnutzung ist in Niedersachen vorhanden, es sollte jedoch besser ausgeschöpft werden“, sagt Dr. Horst-Henning Steinmann, Projektleiter und Co-Autor der Studie.

Durch einseitigen Ackerbau werden die Fruchtfolgen und das Landschaftsbild immer einheitlicher. Im Boden entwickelt sich dadurch ein Ungleichgewicht. Um die Pflanzengesundheit und -vielfalt sicher stellen zu können, sollten die Fruchtfolgen abwechslungsreich sein.

Originalveröffentlichung: Stein, S., Steinmann, H.H. Identifying crop rotation practice by the typification of crop sequence patterns for arable farming systems – A case study from Central Europe. European Journal of Agronomy, https://doi.org/10.1016/j.eja.2017.09.010 (open access).

Kontaktadresse:
Dr. Horst-Henning Steinmann
Georg-August-Universität Göttingen
Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung
Grisebachstr. 6
37077 Göttingen
Telefon (0551) 39 5538
E-Mail: hsteinm@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/527405.html

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5967

Media Contact

Romas Bielke idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer