Seit Beginn der Menschheitsgeschichte sind Mensch und Natur eng miteinander verbunden, sie bilden ein „sozial-ökologisches System“. Bevölkerungswachstum, technologischer Fortschritt und Urbanisierung verändern diese Systeme auf der ganzen Welt grundlegend.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Kapstadt, Kassel und Göttingen haben ein Modell entwickelt, mit dem sich die Ursachen und Konsequenzen dieser Prozesse weltweit und auf verschiedenen Ebenen vergleichen lassen. Die Ergebnisse wurden als Titelbeitrag in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Jahrhundertelang waren Agrargesellschaften darauf angewiesen, ihre unmittelbare Umgebung so nachhaltig wie möglich zu nutzen, da ihr eigenes Überleben davon abhing. Mit der Entstehung von Städten und der Industrialisierung veränderte sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur grundlegend, und mit weltweit fortschreitendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum gewinnen diese Veränderungen zunehmend an Bedeutung.
„Um eine Übernutzung der natürlichen Ressourcen zu verhindern, sind neue Regularien und Institutionen nötig“, so das Autorenteam.
Das nun entwickelte Modell ermöglicht den Vergleich von sozial-ökologischen Systemen auf verschiedenen Ebenen, seien es individuelle Haushalte, Landnutzungssysteme, Städte oder ganze Staaten. Solange eine nachhaltige Nutzung eines Ökosystems das soziale System stabilisiert und umgekehrt, wird dieser Zustand als „Loop“ (Schleife) bezeichnet.
Eine „Trap“ (Falle) hingegen ist durch Übernutzung und fortschreitende Degradierung des Ökosystems gekennzeichnet, die letztlich zum Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung führen kann. Darüber hinaus unterscheiden die Forscher zwischen rural geprägten Systemen (Green Loop/Green Trap) und urban geprägten (Red Loop/Red Trap).
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überprüfen das Model in ihrem Artikel anhand von drei Fallstudien. Aus Schweden sind für die vergangenen 250 Jahre umfangreiche Daten zur Entwicklung der Land- und Volkswirtschaft verfügbar, an denen sich ein erfolgreicher Übergang vom Green Loop zum Red Loop belegen lässt – also von einem ausgeglichenen rural geprägten System zu einem ausgeglichenen urban geprägten.
Im Niger hingegen, einem Land, das noch zu Beginn der 1960er-Jahre von Hirten und Ackerbauern geprägt war und Merkmale eines Green Loop aufwies, führen Bevölkerungswachstum und Urbanisierung immer mehr zu einer Green Trap. Und der Großraum Peking, eines der in den vergangenen Jahrzehnten weltweit am stärksten expandierenden Ballungsgebiete, zeigt inzwischen Anzeichen einer ökologischen Krise, die die Stadt von einem Red Loop in eine Red Trap treiben könnte, falls nicht rechtzeitig steuernd eingegriffen wird.
„Um die Veränderungen in sozial-ökologischen Systemen zu verstehen, benötigen wir eine disziplinübergreifende Theorie zu voneinander abhängigen ökologischen und gesellschaftlichen Prozessen“, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Nur so haben wir eine realistische Chance, maßgebliche Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und langfristig ökologisch nachhaltiger und sozial gerechter steuern zu können.“
Das englischsprachige Nature-Magazin ist eine der angesehensten Fachzeitschriften für Naturwissenschaften weltweit.
Originalveröffentlichung: Graeme S. Cumming, Andreas Buerkert, Ellen M. Hoffmann, Eva Schlecht, Stephan von Cramon-Taubadel and Teja Tscharntke. Implications of agricultural transitions and urbanization for ecosystem services. Nature 2014. DOI: 10.1038/nature13945.
Kontaktadressen:
Prof. Dr. Andreas Bürkert
Universität Kassel
Ökologische Agrarwissenschaften
Steinstraße 19, 37213 Witzenhausen
Telefon (05542) 98-1228 oder -1251
E-Mail: buerkert@uni-kassel.de
http://www.uni-kassel.de/fb11agrar/en/sections/opats/home.html
Prof. Dr. Stephan von Cramon-Taubadel
Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Lehrstuhl für Agrarpolitik
Platz der Göttinger Sieben 5
37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-22872
E-Mail: scramon@gwdg.de
www.uni-goettingen.de/de/18660.html
Weitere Informationen:
Sebastian Mense | idw - Informationsdienst Wissenschaft
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