Fit für die "Salzwüste" – Auf der Suche nach Toleranz-Genen bei Gerste

In vielen Regionen der Erde ist Beregnung das einzige Mittel, um Trockenzeiten zu überbrücken oder den Anbau überhaupt zu ermöglichen. Wird die Beregnung gestoppt, kommt es jedoch häufig zur Versalzung, da Salz-Ionen durch den kapillaren Aufstieg des verdunstenden Wassers aus tieferen Bodenschichten an die Oberfläche transportiert werden. Dann haben die betroffenen Landwirte gleich das nächste Problem: Ihre Kulturen vergilben und stoppen das Wachstum. Ernteverluste und -ausfälle sind die Folge.

Insofern finden neuere Forschungsergebnisse der Universität Wageningen internationale Beachtung. Nguyen Viet Long, Doktorand in Wageningen, fand in Zusammenarbeit mit dem Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) heraus, auf welchen Chromosomen bei Gerste die Eigenschaften für mehr Salztoleranz lokalisiert sind.

Er stieß dabei auf Chromosom 4 und Chromosom 6, indem er 200 verschiedene Gerstensorten unter salzreichen Bedingungen testete. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf Sorten aus dem Mittleren Osten, dem Ursprungsgebiet der Gerste und somit der Region, in der noch die breiteste Vielfalt an Eigenschaften zu erwarten war – sozusagen der größte Gen-Fundus für seine Forschungen.

Chromosom 4 beeinflusst den Umgang der Pflanze mit erhöhten Konzentrationen an Salz-Ionen. Die Pflanze setzt eine Art Ionen-Pumpe ein, um zu verhindern, dass die Salze bis zu den Blättern transportiert werden. Das erlaubt es, die Photosynthese völlig normal ablaufen zu lassen und entsprechend auch das Wachstum fortzusetzen – notwendige Voraussetzung, um später einen Kornertrag erzielen zu können. Chromosom 6 dagegen macht die Pflanze widerstandsfähiger gegen den osmotischen Stress.

Denn Salz-Ionen im wurzelnahen Bereich behindern normalerweise die Wasseraufnahme, da diese nur dann gut funktioniert, wenn innerhalb der Wurzeln mehr Salze vorhanden sind als außerhalb. Besonders letzteres Ergebnis der aktuellen Forschung wird als ein Durchbruch gefeiert und stößt auf beträchtliches internationales Interesse. Nach diesen Vorarbeiten hofft Nguyen, dass in etwa fünf Jahren erste salztolerante Gerstensorten zum Anbau zur Verfügung stehen könnten.

Die Ergebnisse sind aber auch für Forschungsarbeiten an Reis oder Weizen richtungsweisend, um Fortschritte bei der Züchtung von salztoleranten Sorten zu erzielen. Langfristig könnte durch Versalzung verloren gegangenes Land vielerorts (wieder) in Kultur genommen werden.

Weitere Informationen:
www.wageningenur.nl/en/show/Making-barley-less-thirsty.htm

Media Contact

Friederike Heidenhof www.aid.de

Weitere Informationen:

http://www.aid.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue Industrie-4.0-Lösung für niedrigschwelligen Zugang zu Datenräumen

»Energizing a Sustainable Industry« – das Motto der Hannover Messe 2024 zeigt klar, wie wichtig eine gleichermaßen leistungsstarke und nachhaltige Industrie für den Fertigungsstandort Deutschland ist. Auf der Weltleitmesse der…

Quantenpräzision: Eine neue Art von Widerstand

Physikforschende der Universität Würzburg haben eine Methode entwickelt, die die Leistung von Quantenwiderstands-Normalen verbessern kann. Sie basiert auf einem Quantenphänomen namens anomaler Quanten-Hall-Effekt. In der industriellen Produktion oder in der…

Sicherheitslücke in Browser-Schnittstelle erlaubt Rechnerzugriff über Grafikkarte

Forschende der TU Graz waren über die Browser-Schnittstelle WebGPU mit drei verschiedenen Seitenkanal-Angriffen auf Grafikkarten erfolgreich. Die Angriffe gingen schnell genug, um bei normalem Surfverhalten zu gelingen. Moderne Websites stellen…

Partner & Förderer