Die Mischung macht‘s: Göttinger Forscher entwickeln neuen Versuchsansatz zum Anbau von Mischkulturen

Getreide-Bohnen-Feld: Wissenschaftler der Universität Göttingen wollen die Möglichkeiten des Mischanbaus von Nutzpflanzen erforschen. Foto: Universität Göttingen

Nutzpflanzen wie zum Beispiel Weizen, aus denen Rohstoffe für Nahrungsmittel, Futter und Energie erzeugt werden, kommen in der Landschaft überwiegend in einheitlichen und meist großflächigen Pflanzenbeständen vor.

Mischkulturbestände, in denen verschiedene Nutzpflanzenarten gleichzeitig auf einer Fläche miteinander angebaut werden, sind dagegen kaum verbreitet. Wissenschaftler der Universität Göttingen wollen nun die Möglichkeiten des Mischanbaus erforschen:

In einem bisher einzigartigen Versuchsansatz werden sie für die Nutzpflanzenrichtungen – Acker-, Grasland und Gehölzanbau – Rein- und Mischkulturbestände miteinander vergleichen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt IMPAC3 am Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung drei Jahre lang mit insgesamt 2,7 Millionen Euro.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultäten für Agrarwissenschaften, für Forstwissenschaften und Waldökologie sowie für Biologie und Psychologie arbeiten gemeinsam daran, Mischbestände besser zu verstehen. Dazu gehören unter anderem auch die Modellierung des Pflanzenwachstums und betriebswirtschaftliche Auswirkungen.

„Mit diesem Versuchsansatz bietet sich erstmals die Möglichkeit, für die drei wichtigsten Nutzpflanzensysteme Acker, Gras und Gehölz diejenigen Pflanzeneigenschaften herauszuarbeiten und zu quantifizieren, die für einen erfolgreichen Mischanbau relevant sind“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Johannes Isselstein vom Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung.

Die Forscher untersuchen Eigenschaften wie Durchwurzelung des Bodens, Wasser- und Nährstoffaufnahme sowie die Beschattungstoleranz, um Steckbriefe gut geeigneter Mischungspartner zu erstellen.

Mischbestände bieten dabei folgende Vorteile: „Die Ausnutzung der Bodennährstoffe ist aufgrund der vielfältigen, sich ergänzenden Wurzelsysteme besser und das Unkraut kann effektiver unterdrückt werden. Wir vermuten, dass Mischbestände robuster gegenüber Schädlingen und vorteilhafter für die Vielfalt der Bodenlebewesen sind“, erklärt Projektkoordinator Dr. Horst-Henning Steinmann.

Zahlreiche historische und traditionelle Anbausysteme waren ursprünglich Mischanbausysteme und wurden erst in der Neuzeit von Reinbeständen abgelöst. In Mitteleuropa sind Mischbestände in den vergangenen Jahren beispielsweise für die Biomasseerzeugung wiederentdeckt worden.

Am Projekt IMPAC3 („Novel genotypes for mixed cropping allow for improved sustainable land use across arable land, grassland and woodland“) sind auch das Pflanzenzuchtunternehmen Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) und die Deutsche Saatveredelung (DSV) beteiligt, die Pflanzenmaterial für den Versuch bereitstellen und auch eigene Forschungsergebnisse liefern.

Kontaktadresse:
Dr. Horst-Henning Steinmann
Georg-August-Universität Göttingen
Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung /
Sektion Landwirtschaft und Umwelt
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-5538
E-Mail: hsteinm@gwdg.de

http://www.uni-goettingen.de/de/505931.html
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Thomas Richter idw - Informationsdienst Wissenschaft

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