Mäuseplagen rechtzeitig vorhersagen

Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) wollen gemeinsam mit Kollegen der Universität Jena und dem Unternehmen proPlant ein Prognosemodell entwickeln, mit dem sich die Entwicklung der Mäusepopulation auf deutschen Äckern vorhersagen lässt.

Wenn sich der Anstieg der Schadnager vorhersagen lässt, kann der Landwirt rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen und verbessert so die Chancen, seine Ernte vor Mäusen zu schützen. Das kürzlich gestartete Forschungsprojekt wird in den nächsten drei Jahren im Rahmen des Innovationsprogramms des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) gefördert.

Dass ein solches Prognosemodell, mit dem sich regionale Vorhersagen treffen lassen, sinnvoll wäre, hat sich gerade in diesem Jahr deutlich gezeigt. Die Schadnagerpopulation ist in einigen Regionen bedenklich angestiegen, besonders betroffen sind das Thüringer Becken, das Rheinland und die Gegend um Kassel. Für Landwirte in Spanien kam diesen Sommer jede Hilfe zu spät, bei bis zu 1500 Mäusen pro Hektar mussten viele ihre Felder umbrechen. „Solche Massenvermehrungen von Feldmäusen sind ein bekanntes Phänomen“, erklärt Dr. Jens Jacob vom BBA-Institut für Nematologie und Wirbeltierkunde in Münster. „Die Ursachen dafür, liegen jedoch im Dunkeln.“ Für den Landwirt selbst ist das Wissen um die genauen Ursachen weniger interessant. Für ihn zählt, rechtzeitig zu erfahren, ob er mit mehr Schadnagern rechnen muss. Hier soll das neue Prognosemodell Abhilfe schaffen.

Bisherige Ansätze waren für die Landwirte nicht praktikabel, weil zur Vorhersage zum Beispiel die Reproduktionsrate der Weibchen erfasst werden musste. „Wir brauchen ein Modell, das auf einfach feststellbaren Parametern, wie Wetterdaten, Fruchtfolgen und Populationsgröße Empfehlungen gibt“, nennt Dr. Jacob als Ziel. Dazu haben die Wissenschaftler sich die Firma proPlant mit ins Boot geholt, die bereits Erfahrung mit der Entwicklung solcher computergestützten Prognosemodelle für landwirtschaftliche Schädlinge wie Viren und Pilze hat. „Letztlich wollen wir auch im Falle der tierischen Schädlinge zu verlässlichen Prognosen kommen. Der milde Winter 2006/7 reicht als Grund allein nicht aus, um den enormen Anstieg der Feldmauspopulation in diesem Jahr zu erklären“, so Dr. Jens Jacob vom BBA-Institut in Münster.

Kontakt:
Dr. Jens Jacob
Institut für Nematologie und Wirbeltierkunde
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
Toppheideweg 88, 48161 Münster
Tel.: 0251 / 8710645
E-Mail: jacob(at)bba.de

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Stefanie Hahn idw

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