Ohne Beratung geht es nicht

Der Einsatz von Nützlingen in Gartenbaubetrieben kostet in der Regel nicht mehr als chemischer Pflanzenschutz. Von Fall zu Fall kann er sogar günstiger sein.

Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler mehrerer Teilprojekte des Verbundprojekts „Nützlinge“, dessen Abschlussveranstaltung Anfang Januar in Bonn stattgefunden hat. Das Verbundprojekt lief in zwei Abschnitten über insgesamt acht Jahre. Beteiligt waren zuletzt sechs Wissenschafts- und Beratungsinstitutionen, die in 26 Praxisbetrieben den Einsatz von Nützlingen erprobten und spezielle Forschungsfragen – teilweise betriebsübergreifend oder im Einzelfall auch im Labor – bearbeiteten. Vom Züchter von Weihnachtssternen bis zum Gartencenter, vom Anbauer von Topfkräutern bis zum Sommerblumenanbieter: Alle, die einen Teil der Wertschöpfungskette im Zierpflanzenbau darstellen, waren beteiligt oder wurden regelmäßig informiert und einbezogen – so auch die Züchter von Nützlingen.

Der Preis sei allerdings oft nicht der entscheidende Grund, Nützlinge nicht einzusetzen, meint Dr. Ellen Richter von der Biologischen Bundesanstalt (BBA). Probleme mache vor allem der extrem hohe Anspruch der Käufer an die Pflanzenqualität bei Zierpflanzen und auf der anderen Seite die planerische Herausforderung, bei wechselnder Gewächshausbelegung und sich ändernden klimatischen Bedingungen stets die richtigen Nützlinge in der richtigen zeitlichen Frequenz und Menge auszubringen. Zumal es einen Königsweg für den Einsatz von Nützlingen nicht gebe. Darin waren sich die vortragenden Wissenschaftler, Berater und Praktiker einig. So wurden auf der Tagung statt einem Patentrezept zahlreiche „Rezepte“ vorgestellt, die anwendbar sind, aber an jeden Betrieb individuell angepasst werden müssen. So war das Votum der anwesenden Praktiker einstimmig: Ohne Beratung geht es im Moment noch nicht.

Die Wissenschaftler und Berater konnten in Zusammenarbeit mit den Praxisbetrieben eindrücklich zeigen, dass der Einsatz von Nützlingen sinnvoll ist, wenn er mit der nötigen Aufmerksamkeit und dem erforderlichen Wissen betrieben wird. Allerdings wurde auch dargestellt, dass die Betriebe, wenn sie Nützlinge einsetzen wollen, den ergänzenden chemischen Pflanzenschutz an diese Strategie anpassen müssen. Wenn die Kombination gut eingespielt ist, kann sie angesichts einer immer größer werdenden Palette an Schädlingen und deren zunehmenden Resistenzen gegen vorhandene Pflanzenschutzmittel unter Umständen sogar der einzige Weg sein, Zierpflanzen wirksam vor Schäden zu schützen. Für Gartencenter und andere Endverkaufsbetriebe gewinnt der Nützlingseinsatz auch aus einem anderen Grund an Bedeutung: Durch die immer länger werdenden Öffnungszeiten fehlen zunehmend die Zeitphasen, die nach der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel als Wartezeiten vorgeschrieben sind, bevor die behandelten Räume wieder betreten werden dürfen.

Das Verbundprojekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert, von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreut und von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) koordiniert und fachlich begleitet.

Weitere Informationen:
www.bba.de in der Rubrik Pflanzen schützen, dann weiter unter „Biologisch und Alternativ“ und „Verbundvorhaben Nützlinge“

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Iris Lehmann aid infodienst

Weitere Informationen:

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