Naturverträgliche Bewirtschaftung schützt Amphibien, Heuschrecken und Kleinsäuger


Workshop diskutierte Forschungsergebnisse

Bonn, 25. Oktober 2000: Rotationsmähwerke verursachen im Gegensatz zu Balkenmähwerken große Verluste bei Tieren. In mehreren Bundesländern wurden die Auswirkungen der Mähgeräte auf die repräsentativen Tiergruppen Amphibien, Heuschrecken und Kleinsäuger sowie auf deren Populationen untersucht. Die Ergebnisse zeigen Verluste bis zu 50 % unter den Amphibien bei der Mahd mit Rotationsmähwerken (Trommel- und Scheibenmäher). Bei der Mahd mit Balkenmähwerken waren die Verluste in der Regel nur halb so hoch. Bemerkenswerte und zum Teil überraschende Ergebnisse waren, dass Heuschrecken in gleichem Maße wie Amphibien geschädigt werden und dass insbesondere Scheibenmähgeräte mit Aufbereitern (nachlaufende Zinkenwalzen) große Schäden verursachen. Die Verluste bei Heuschrecken sind z.B. vier mal so groß wie bei tierschonenden Doppelmesser-Mähgeräten. Hingegen gab es bei den Kleinsäugern keine deutlichen Unterschiede. Diese Ergebnisse der Studie "Naturverträgliche Mähtechnik“, die das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Singen im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) durchgeführt hat, wurden gestern auf dem Workshop zu dem Thema „Naturverträgliche Bewirtschaftungstechnik und Populationssicherung“ diskutiert. Ziel des Vorhabens ist es, Rückgangsursachen für Populationen der Feuchtgrünlandbewohner, insbesondere von Amphibien und Heuschrecken, zu erforschen, um effiziente Gegenmaßnahmen einleiten zu können. 25 Experten und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen führten auf der Tagung die auf dem Gebiet des Feuchtgrünlandschutzes vorhandenen Fachkenntnisse von Seiten der Zoologie, der Landwirtschaft und der Landtechnik zusammen.

„Die übergreifende Zusammenarbeit zwischen Landtechnik und Naturschutz ist ein wichtiges Anliegen des BfN“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Neben Verbesserungen der gesamten Lebensraumsituation sei die Bewirtschaftungstechnik ein wichtiger Faktor im Artenschutz, insbesondere für die Tiergruppen der Amphibien und Heuschrecken. Es werde nun angestrebt, in Zusammenarbeit mit der Industrie Verbesserungen an Mäh- und Erntegeräten zu entwickeln, so Vogtmann. „Dabei wird es darauf ankommen, praxisgerechte Lösungen zu finden, die sowohl naturverträglich als auch ökonomisch interessant sind, sodass sie breite Akzeptanz finden. Für die Praxis kristallisierte sich heraus, dass es auf der technischen Seite schon jetzt naturverträgliche Balkenmähgeräte und Handlungsempfehlungen gibt, die eingesetzt und umgesetzt werden können. Insgesamt zeigte der Workshop, dass eine Kooperation von Industrie, Forschung und Naturschutzpraxis sehr wichtig ist, um Technik und Naturverträglichkeit in Übereinstimmung zu bringen und zu zukunftsfähigen Lösungen zusammenzuführen,“ fasste der BfN-Präsident die Ergebnisse des Workshops zusammen.

Für die Sicherung der Tier-Populationen im Grünland sind jedoch auch andere Faktoren als die Mähtechnik von großer Bedeutung, z.B. die Laichbedingungen für die Amphibien in Wiesengräben. Hierzu konnten gestern neue Ergebnisse vorgestellt werden, die belegen, dass der Lebensraum Grünland von Gras- und Moorfröschen bei geeigneten Bedingungen ganzjährig besiedelt ist.

Im Hinblick auf die Populationssicherung lässt sich aus den Untersuchungsergebnissen ableiten, dass bei der Entwicklung und Bewirtschaftung von Feuchtgrünland mehrere Maßnahmen großflächig und gleichzeitig realisiert werden müssen, so bei den Amphibien die Etablierung einer ausreichenden Laichgewässersituation, Formen extensiver Grünlandnutzung mit naturschonender Bewirtschaftungstechnik.


Weitere Informationen:
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstr. 110
53179 Bonn
Tel. 0228/8491-0
Institut für Landschaftsökologie (ILN)
Mühlenstr. 19
78224 Singen
Tel. 07731/9962-0

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Franz August Emde idw

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