Wenig Lothar-Sturmholz im Schwemmholz

Bei den Unwettern im vergangenen August hatten viele Ortschaften nebst den Wassermassen auch mit grossen Mengen von Schwemmholz zu kämpfen. Schnell stellte sich die Frage, ob es sich dabei um in den Wäldern liegen gelassenes Sturmholz handelte. Untersuchungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zeigen, dass dies nur zu einem kleinen Teil zutrifft.

In mehreren vom Hochwasser besonders betroffenen Regionen untersuchte die WSL im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL die Zusammensetzung des Schwemmholzes. Die Forscher überprüften insgesamt zwanzig Standorte im Berner Oberland, im Entlebuch, im Kanton Obwalden und im Prättigau. Dabei zeigte sich, dass es sich zum grössten Teil um natürliches Schwemmholz handelte; der Anteil von Bau- und Brennholz lag an fast allen untersuchten Orten unter 20 Prozent.

Grosse lokale Unterschiede

Beim natürlichen Schwemmholz zeigten sich grosse lokale Unterschiede. Es gab Stellen, an denen der Frischholzanteil bei nur 15 Prozent lag, andernorts wiederum lag er bei über 90 Prozent. Eine erste provisorische Auswertung aller untersuchten Gebiete zeigt, dass der Frischholzanteil gesamthaft gesehen zwischen 50 und 75 Prozent liegt: Schon heute lässt sich also mit Sicherheit sagen, dass mehr Frisch- als Totholz angeschwemmt wurde.

Um die Frage nach dem Anteil von Sturmholz besser beurteilen zu können, hat die WSL eine Reihe von Untersuchungsgebieten gewählt, in denen der Sturm ’Lothar’ besonders stark gewütet hat. Weniger als 15 Prozent der untersuchten Schwemmholzproben aus diesen Gebieten wiesen Borkenkäferspuren auf; solche Spuren sind bei liegen gelassenem Sturmholz normalerweise häufig anzutreffen. Aufgrund der bisher ausgewerteten Daten lässt sich jedenfalls schon heute sagen, dass die grossen Schwemmholzmengen nur zu einem kleinen Teil auf liegen gelassenes Sturmholz zurückzuführen sind.

Schwemmholzproblematik wird schon lange erforscht

Die Problematik von Schwemmholz ist nicht erst seit den August-Hochwassern ein Thema. Seit 2003 laufen an der WSL zwei vom BUWAL unterstützte Forschungsprojekte zum Thema Schwemmholz (’Einfluss ufernaher Bestockungen auf das Schwemmholzaufkommen in Wildbächen’ und ’Jahrringanalytische Rekonstruktion von Ufererosion und Schwemmholzaufkommen in Wildbächen’). Die detaillierten Resultate dieser Projekte werden in eine umfassende Ereignisanalyse der August-Hochwasser einfliessen, welche das Bundesamt für Wasser und Geologie in Zusammenarbeit mit der WSL und anderen Institutionen erstellt. Im Rahmen dieser Analyse sind noch weitere Untersuchungen zum Schwemmholz geplant. Wichtig ist eine ganzheitliche Sicht, von der Quelle bis zum Schadensort. Erst dann lässt sich auch sagen, welchen Einfluss die heutige Waldpflege auf die gesamte Schwemmholzmenge hatte. Die Resultate der Ereignisanalyse werden in etwa zwei Jahren vorliegen.

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