Ein Schädling erobert Europa

Der Westliche Maiswurzelbohrer gehört zu den Blattkäfern (Chrysomelidae). Die Larven entwickeln sich in mehreren (drei) Larvalstadien während 35-40 Tagen je nach Temperatur. Larven im letzten Larvenstadium werden 1,3 cm groß. <br> <br>Die Paarung ist innerhalb des ersten Tages (24 Std) nach dem Schlupf, Eiablage nach zweiwöchigem Reifungsfrass in 5-20, bis zu 30 cm Tiefe um die Pflanzenbasis herum. Die Eier überwintern im Boden und sind bis zu -10 Grad frostresistent. Manche Eier überdauern auch zwei Winter. Das Überwinterungsstadium ist ausschließlich das Ei.

Zuletzt wurde er im August 2005 in der Nähe von Maastricht an der deutsch-niederländischen Grenze gesichtet. Der Westliche Maiswurzelbohrer hält seit seinem ersten Auftauchen in Europa Anfang der 90er Jahre Wissenschaftler, Landwirte und Behörden in Atem. Eingeschleppt aus den USA, droht der Käfer nun auch den europäischen Maisanbau nachhaltig zu schädigen.

Der Schädling und der Schaden

Der Maiswurzelbohrer (diabrotica virgifera) ist ein kleiner Käfer, nicht größer als fünf bis acht Millimeter. Es gibt nur eine Generation pro Jahr. Nach der Paarung legen die Weibchen im Hoch- und Spätsommer jeweils bis zu tausend Eier in die Erde um die Maiswurzeln herum. Wenn es nicht kälter wird als minus zehn Grad schlüpfen im Frühjahr die Larven, die sich von den Wurzeln des Maises ernähren und die hauptsächlichen Schäden verursachen. Die beiden ersten Larvenstadien fressen an den Feinwurzeln, das dritte Larvenstadium dringt in die Hauptwurzeln und Stängel ein, so dass die Standfestigkeit der Pflanzen leidet. Bei starkem Befall kippen bis zu 80 Prozent der Pflanzen um. Ein weiteres Problem bereiten dann Sekundärinfektionen an den Wurzeln. Die adulten Käfer schlüpfen im Sommer von Juli bis September und überleben bis zum Frosteinbruch. Sie ernähren sich von oberirdischen Pflanzenteilen, vorzugsweise von Pollen und Narbenfäden. Bei hoher Käferdichte kann der Fraß der Narbenfäden zu einer schlechteren Befruchtung und damit einer Verringerung der Kornanzahl am Kolben führen.

Die Schäden, die durch den Maiswurzelbohrer verursacht werden, sind immens. Ertragsverluste und die Kosten für seine Bekämpfung werden in den USA auf jährlich etwa eine Milliarde Dollar geschätzt, was dem Käfer den Namen „Eine-Milliarde-Dollar-Käfer“ eingebracht hat. Für Europa wird langfristig mit einer halben Milliarde Euro gerechnet.

Ein Käfer jettet um die Welt

Der Maiswurzelbohrer kommt ursprünglich aus Mittelamerika, seit einigen Jahrzehnten ist aber insbesondere Nordamerika für den Käfer zur Heimat geworden. In den ausgedehnten Mais-Monokulturen findet er einen vortrefflichen Lebensraum und geradezu grenzenlose Ausbreitungsmöglichkeiten. Entsprechend vermehrt er sich explosionsartig.

Dank moderner Transportmittel hat der Schädling innerhalb nur eines Jahrzehnts nun auch in Europa seinen Siegeszug angetreten. Seit Anfang der neunziger Jahre taucht der Käfer in Europa vorzugsweise in der Nähe von Flughäfen auf. Möglicherweise wird er durch Licht in die Laderäume von Flugzeugen gelockt oder er verirrt sich auch in die Fahrgastkabinen. Jedenfalls scheint er einen Flug mühelos zu überleben.

Das erste Mal tauchte er 1992 in der Nähe des Belgrader Flughafens auf und breitete sich in den Folgejahren in weiten Teilen Osteuropas aus. Die natürliche Ausbreitung durch Distanzflüge der Käfer beträgt dabei maximal etwa 100 Kilometer in Gebieten mit intensivem Maisanbau.

In Westeuropa war schließlich Italien die erste Station des Schädlings, 1998 wurde er in der Nähe des Flughafens Venedig und 2000 in der Nähe eines Verladebahnhofs in der Lombardei gesichtet. 2002 landete er in Paris, 2003 in Belgien, den Niederlanden und Großbritannien. Der Käfer-Fundort im Elsass, Basel-Mühlhausen, im Herbst 2003 löste schließlich erstmals auch in Deutschland Käferalarm aus.

Schon seit 1997 werden in Erwartung des Schädlings in Deutschland Fallen aufgestellt, um seine Ankunft rechtzeitig zu bemerken und dann durch geeignete Begrenzungsmaßnahmen seine Ausbreitung zumindest zu verzögern.

Fünf Jahre nach dem ersten Auftreten kann mit sichtbaren Schäden gerechnet werden. Insbesondere in intensiven Mais auf Mais Anbaugebieten muss mit einer massenhaften Vermehrung des Schädlings gerechnet werden. Das sind in Deutschland etwa dreißig Prozent der Maisanbauflächen.

Strategie Fruchtfolgewechsel

In den USA sind Westlicher und Nördlicher Maiswurzelbohrer schon seit Jahrzehnten ein Problem. Diabrotica-Schäden tauchten früher aber nur in Mais-Monokulturen auf. Die Larven schlüpfen im Frühjahr und benötigen Maiswurzeln, um ihre Entwicklung zu durchlaufen. Wird eine andere Frucht angebaut, finden sie keine Nahrung und verhungern. Dreißig Jahre lang wurde von US-amerikanischen Bauern eine Fruchtfolge Mais auf Soja als erfolgreiche Bekämpfungsstrategie eingesetzt. Bis Mitte der 90er Jahre eine „rotationstolerante“ Variante von Diabrotica auftauchte. Auf Dauer erzeugte der Fruchtwechsel einen so hohen Selektionsdruck, dass ein neuer Biotyp des Käfers entstehen konnte. Die Weibchen legen ihre Eier nun auch in Sojafeldern ab und wenn im nächsten Jahr die Larven schlüpfen, finden sie Mais als Nahrung vor.

In einem europäischen Projekt zu Diabrotica fanden Wissenschaftler außerdem heraus, dass der Schädling sich nicht allein von Mais ernährt. 73 Prozent aller Unkrautarten der untersuchten Felder wurden in Käfern nachgewiesen. Da Mais relativ schnell abblüht, sehen sich die erwachsenen Käfer im Spätsommer nach alternativen Futterquellen auch außerhalb der Maisfelder um. Dadurch erhöht sich das Ausbreitungspotenzial.

Aber auch die Larven können an Gräsern oder an Getreide mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben und die Population könnte sich so auch bei einem Fruchtwechsel erhalten. Pflanzen, die wie der Mais einkeimblättrig sind wie etwa Winterweizen oder anderes Getreide, sind als Folgefrucht deshalb problematisch. Zweikeimblättrige Pflanzen können eindeutig nicht als Futterquelle genutzt werden.

Bislang wird der Wurzelbohrer in den USA vor allem durch intensiven Insektizideinsatz bekämpft. Auf mehr als fünf Millionen Hektar Mais werden Insektizide ausgebracht und etwa 200 Millionen US-Dollar jährlich dafür ausgegeben.

Maßnahmen in der EU
Im Oktober 2003 hat die EU-Kommission Mindestmaßnahmen beschlossen, um eine Verbreitung des Schädlings in Europa zu verhindern:

  • Das Erstauftreten des Schädlings wird mit Fallen, die den Sexuallockstoff der Weibchen enthalten, überwacht. Der Kommission ist jährlich zu berichten.
  • Sollte Schädlingsbefall gefunden werden, muss dieser umgehend gemeldet werden. Um die Befallsstellen herum ist ein Radius von mindestens einem Kilometer als Befallszone und von mindestens fünf Kilometern als Sicherheitszone abzugrenzen.
  • Die vorrangige Maßnahme innerhalb dieser Zonen ist eine Änderung der Fruchtfolge: Es darf nicht mehr Mais auf Mais angebaut werden. Außerdem werden Boden-Insektizide eingesetzt.
  • Die Befallszonen werden intensiv mit Lockstofffallen überwacht. Es muss dafür gesorgt werden, dass weder Erde noch Pflanzenteile von den Maisfeldern verbracht werden. Es darf erst nach einem bestimmten Datum geerntet werden, um nicht die Käfer aufzuscheuchen und aus dem Feld zu treiben.

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