Baumsterben in den USA – ein Problem auch für Europa?

Ein Pilz verursacht in Nordamerika seit Anfang der neunziger Jahre massive Schäden in Waldgebieten, besonders an der Kalifornischen Westküste. „Sudden oak death“ (SOD) nennen die Amerikaner das durch Phythophthora ramorum verursachte Baumsterben, weil der Erreger zuerst auf absterbenden Eichen entdeckt wurde. In Europa wurde der schädliche Pilz erstmals 1993 an kranken Rhododendren und Schneeball (Viburnum) aus Baumschulen in Deutschland und den Niederlanden nachgewiesen. Seitdem stieg die Zahl der EU Länder, in denen der Schädling ebenfalls entdeckt wurde, stetig an. Wissenschaftler fanden ihn an verschiedenen Baumarten, Ziergehölzen und auch an einigen krautigen Pflanzenarten. Ab 9. Juni ist Phythophthora ramorum nun ein Thema auf der internationalen Tagung „Introduction and Spread of Invasive Species“ in Berlin. Rund 160 Wissenschaftler aus 35 Nationen diskutieren drei Tage lang, wie sich diese und andere invasive Arten ausbreiten, ob von ihnen eine Bedrohung ausgeht und wie mögliche Schäden vermieden werden können.

Im Falle Phythophthora ramorum ergriffen die EU-Mitgliedsstaaten Notfallmaßnahmen, die eine Einschleppung und das Ausbreiten des Pilzes verhindern sollen. Der Import von verdächtigen Pflanzen und Holz aus den USA sowie der Handel mit anfälligen Pflanzen innerhalb der EU werden seitdem streng kontrolliert. Rhododendren, Schneeball und Kamelien dürfen nur noch mit Pflanzenpass gehandelt werden. Baumschulen, in denen ein Befall mit dem Pilz aufgetreten ist, müssen alle anfälligen Pflanzen im Umkreis von zwei Metern vernichten; Pflanzen im Umkreis von 10 Metern sowie alle zu der befallenen Partie gehörenden müssen für drei Monate in Quarantäne.

Der deutsche Pflanzenschutzdienst kontrolliert regelmäßig die Bestände in Baumschulen, Gartencentern, privaten Gärten, öffentlichem Grün und in den Wäldern. Bisher wurde der schädliche Pilz nur an Rhododendren und Schneeball gefunden, einmal auch an der japanischen Lavendelheide. An Bäumen wurde Phythophthora ramorum in der EU bisher nur in Großbritannien und den Niederlanden entdeckt, in Deutschland noch nicht. Warum der Pilz bei uns im Vergleich zu einigen anderen EU-Mitgliedstaaten so wenig zu finden ist, ist noch unklar. „Vielleicht sind die ökologischen Bedingungen hier zu schlecht“, sagt Dr. Sabine Werres von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft. Viele Fragen zur Biologie und Epidemiologie des Pilzes sind noch ungeklärt und weitere Forschung ist notwendig.

Media Contact

Dr. Manuela Röver idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer