"Wir ernten Energie" – Landwirte werden zu Energiewirten

Aktion des Bauernverbandes zum Beginn der Weltklimakonferenz

Die Landwirtschaft in Deutschland leistet schon heute einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. Sie ist in der Lage, bei entsprechender Förderung erneuerbarer Energien noch mehr CO2 einsparen zu helfen. Die Technik dafür ist vorhanden. Die Bauern stehen in den Startlöchern, brauchen aber Unterstützung für weitere Initiativen. Mit dieser Botschaft haben der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, und Helmut Lamp, Vorsitzender der Bundesinitiative Bioenergie und MdB, heute in Bonn das Klimaschutzpotenzial der Landwirtschaft vorgestellt. Mit einem Fahrzeugkorso, bestehend aus Biodiesel-Fahrzeugen und Anlagen zur Bioenergiegewinnung, haben die Landwirte bei der Klimakonferenz in Bonn auf die praktische Nutzung von nachwachsender Energie aufmerksam gemacht. Sie übergaben eine Resolution mit dem Titel „Wir ernten Energie“ an Michael Williams, den offiziellen Konferenzsprecher, in der sie eine weitere Förderung von Anbau und Verwendung nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung fordern.

Ebenfalls erläuterten Sonnleitner und Lamp auf einer Pressekonferenz ihre Forderungen. Solange bei der Nutzung fossiler Energien deren externe Kosten, zum Beispiel für die Beseitigung der Umweltschäden, nicht vollständig berücksichtigt seien, müssten zur Schaffung der Wettbewerbsgleichheit erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe durch Steuerbefreiung sowie Investitions- und Absatzförderprogramme unterstützt werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Biomasse-Verordnung seien wichtige Schritte in die richtige Richtung. So würden nun im ländlichen Raum umfangreiche Investitionen im Bereich erneuerbare Energien getätigt. Allein für den Bau von Heizkraftwerken und Biogasanlagen schätzte Sonnleitner für die nächsten Jahre ein Investitionsvolumen von 2 bis 3 Milliarden D-Mark.

Die Landwirtschaft könne zum Klimaschutzziel der Bundesregierung – Reduktion der CO2-Emission bis 2005 um 25 Prozent oder 170 Millionen Tonnen – einen spürbaren Beitrag leisten. Vorteil der Bioenergie: Bei der Verbrennung dieser Biomasse werde nur soviel CO2 frei, wie die Pflanze vorher aus der Luft aufgenommen habe. Der CO2-Kreislauf sei geschlossen.

Die Potenziale der Land- und Forstwirtschaft zum Klimaschutz sehen Sonnleitner und Lamp in mehreren Bereichen, zum Beispiel in der CO2-neutralen Erzeugung von Wärme und Strom durch die Nutzung von Biogas. Die derzeit ca. 1.500 Biogasanlagen seien nur der Anfang. Das Potenzial werde vom Bundesumweltministerium auf bis zu 200.000 Biogasanlagen geschätzt. Der Anbau von Raps zur Herstellung von Biodiesel sei schon heute eine Erfolgsgeschichte. Mittlerweile werde Biodiesel an 1.200 Tankstellen in Deutschland und Österreich an Pkw’s, Lkw’s, Omnibusse und Taxen verkauft. Im diesem Jahr würden voraussichtlich 400.000 Tonnen Biodiesel auf 290.000 Hektar erzeugt. Eine Ausdehnung des Anbaus von Raps für Biodiesel auf eine Million Hektar würde zu einer Verringerung der Klimagas-Emissionen in Höhe von rund 3-5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten führen. In jüngster Zeit entwickele sich zusätzlich eine für die Landwirtschaft in aller Welt hochinteressante Pflanzenölperspektive. Dieselmotoren würden in spezialisierten Werkstätten auf den Betrieb mit naturbelassenem Öl umgerüstet.

Die nachhaltige Wald-Bewirtschaftung liefere jährlich 60 Millionen Festmeter CO2-neutrales Holz. Davon würden 40 Millionen Festmeter als Baumaterial, für Möbel und ähnliches, aber auch in Form von Brennstoff bereits genutzt. Weitere 20 Millionen Festmeter könnten nachhaltig unter anderem als Brennstoff zur Verfügung gestellt werden und große Mengen fossiler Energieträger ersetzen.

Die Landwirte bauen zurzeit in Deutschland auf 700.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche klimaschützende nachwachsende Rohstoffe an und tragen damit zu einer Verminderung der CO2-Emissionen von ca. 5 Millionen Tonnen bei. Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und Energiepflanzen – zum Beispiel Raps, Mais, Kartoffeln, Öllein, Getreide – sei auf bis zu 2,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche möglich. Dies entspreche theoretisch einer CO2-Einsparung von rund 18 Millionen Tonnen.

Schon heute würden von der Landwirtschaft bei ihrer täglichen Arbeit auf knapp 12 Millionen Hektar Ackerfläche jährlich rund 180 Millionen Tonnen CO2 gebunden. Dies sei rund das vier- bis fünffache des landwirtschaftlichen Energieverbrauchs.

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