Forschungsprojekt untersucht Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Gehölze

Welche Risiken entstehen bei der Freisetzung gentechnisch veränderter Gehölze? Kann man das Auskreuzen von Transgenen vermeiden? Sollten diese Pflanzen steril, also unfruchtbar sein, wenn sie ins Freiland gebracht werden? Bleiben diese Sterilitätsfaktoren in Bäumen stabil? Kann man die Ausbreitung von Pollen im Freiland simulieren? Diesen Fragen gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem dreijährigen Verbundprojekt des Ministeriums für Umwelt-, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein, des Umweltbundesamtes und des Bundesamtes für Naturschutz nach. Erstmals wurde am Beispiel von sechs Gehölzarten (Aspe, Lärche, Weißtanne, Nordmanntanne, Rhododendron und Rose) untersucht, wie das Risiko bei der Freisetzung genmanipulierter Gehölze reduziert werden kann.

Das Fazit der Fachleute: Werden gentechnisch veränderte Gehölze freigesetzt, muss mit einer Weitergabe der veränderten Eigenschaft über Pollen und Samen gerechnet werden. Die praktischen Experimente an nichttransgenen Rhododendren und Zitterpappeln ergaben, dass Pollen über 100 beziehungsweise mehr als 300 Meter transportiert wird. Zusätzliche Computersimulationen (Modellierungen) an Pappeln zeigten, dass es nahezu unmöglich ist, die Verbreitung genveränderter Pollen der Gehölze in einer realen Landschaft zu verhindern. Um das Verbreitungsrisiko zu reduzieren, kann es helfen, die Pflanzen genetisch zu sterilisieren. Allerdings ist bislang ungeklärt, ob die Sterilität dauerhaft ist oder ob sie wieder verschwinden kann. Während der Versuchsdauer wurden bei mehr als 1.000 Pflanzen keine eindeutigen Instabilitäten an den Modelltransgenen festgestellt. Sie blieben auch unter Temperatur- oder UV-Licht-Stress zumindest wäh-rend dieser drei Jahre erhalten. Da Gehölze sehr langlebig sind, sehen die Experten jedoch weiteren Forschungsbedarf. Ihr Ziel ist es, für eine wissenschaftlich fundierte Risikobewertung weitere und vor allem längerfristige Daten zu erheben.

Die Ergebnisse machen deutlich, wie aufwändig Experimente durchgeführt werden müssen, um sichere Aussagen zur Risikobewertung von genverändertem Material in Gehölzen zu erhalten. Umwelt- und Landwirtschaftsminister Klaus Müller zieht das Fazit: „Wir stehen mit der Risikoforschung an transgenen Gehölzen erst am Anfang. Zu viele Fragen bei der Risikobewertung sind noch offen.“ Die Ergebnisse der Studie werden in Kürze im Internet www.umwelt.schleswig-holstein.de, Suchwort „Transgene Gehölze“ oder unter www.umweltbundesamt.de sowie als Band einer Textreihe vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht.

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Franz August Emde idw

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