EU-Projekt fördert Zusammenarbeit im Bereich der Tierkunde in Mitteleuropa

Trotz des Mangels an Ressourcen, unter dem sie seit dem Ende ihrer zentralisierten Wirtschaften leiden, gibt es in den neuen Mitgliedstaaten und Bewerberländern in Mitteleuropa viele Tierforschungszentren von hoher Qualität, die einen bedeutenden Beitrag zu den Forschungsaktivitäten Europas leisten können.

Dringenden Bedarf gibt es im Zuge der Erweiterung der EU-Grenzen insbesondere an einem Transfer von Fachkenntnis in Bereichen wie Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln von den älteren EU-Ländern in die neueren Mitgliedstaaten. Dennoch bleibt das Bewusstsein für die Forschungsprogramme und Strukturen der EU bei den Einrichtungen in Mitteleuropa gering und ebenso wissen die potenziellen Partner in Westeuropa nicht genug über die Kompetenzen und Fachgebiete ihrer östlichen Pendants.

Daher hat die Kommission entschieden, im Rahmen der thematischen Priorität „Lebensmittelqualität und -sicherheit“ des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) eine spezifische Unterstützungsmaßnahme für die Inangriffnahme dieser Probleme zu finanzieren. Die Initiative „MEL Tierkunde – Unterstützung für tierwissenschaftliche Einrichtungen aus Bewerberländern in Mitteleuropa“ soll im Laufe von zwei Jahren versuchen, Tierforschungszentren, deren Mitarbeiter und Kunden aus der Region besser in die europäische Forschungslandschaft einzubinden.

An dem Projekt sind Vertreter aus allen Mitgliedstaaten und Bewerberländern in Mitteleuropa beteiligt sowie auch Organisationen aus Frankreich, Italien und Israel, die über spezielle Kenntnisse der Forschungsrahmenprogramme der EU und der Förderung internationaler Zusammenarbeit verfügen.

CORDIS News sprach mit Olivier Chartier von dem französischen Unternehmen Euroquality, das an der Koordination es Projekts beteiligt ist, und bat ihn, diejenigen Bereiche zu umreißen, in denen die Tierforschungszentren in Mitteleuropa über mangelhafte Fachkenntnis verfügen. „In Bereichen wie Tierzucht, Veterinärpraxis und Fortpflanzungstechniken liegen diese Ländern sicherlich hinter anderen Teilen Europas zurück. Aber man muss bedenken, dass sie Forschung in ihren eigenen Ländern betrieben haben, die sich auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrierten, sodass sich ihre Fachgebiete verständlicherweise von unseren unterscheiden,“ antwortete Chartier.

Ein großer Anteil der Bevölkerung dieser Region lebe in ländlichen Gebieten und angesichts der Tatsache, dass Supermärkte relativ neu seien, sollte es nicht überraschen, wenn Themen, denen in Westeuropa große Aufmerksamkeit geschenkt werde wie zum Beispiel die Lebensmittelsicherheit und das Wohlergehen der Tiere keine hohen Prioritäten darstellten, fügte Chartier hinzu.

Das erste Ziel des MEL-Tierkundeprojekts ist daher die Erfassung dieser Kompetenzbereiche eines Landes durch eine im Januar anhand von Fragebögen gestartete Befragung von mehr als 100 Forschungseinrichtungen. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank dieser Forschungseinrichtungen und ihrer Mitarbeiter gesammelt, die von potenziellen Teilnehmern am Sechsten Rahmenprogramm (RP6) zur Suche nach geeigneten Partnern verwendet werden kann. „Die Datenbank wird bis zur nächsten Aufforderung zur Vorschlagseinreichung für die Priorität „Lebensmittelqualität und -sicherheit“ im Juli fertiggestellt sein,“ sagte Chartier.

Zu den weiteren geplanten Initiativen gehört die Aufstellung von fünf Arbeitsgruppen über Genetik und Zucht, Ernährung und Tierfutter, Fleischtechnologie, Gesundheit und Wohlergehen von Tieren sowie Fischerei. Sie sollen gemeinsame Forschungsprogramme entwickeln, an denen Partner aus Mitteleuropa beteiligt sind, und Projektideen für eine zukünftige Zusammenarbeit beurteilen.

„Ideal wäre es, wenn wir Verbindungen zwischen diesen Forschungseinrichtungen und EU-Projekten, die bereits unter dem RP6 laufen, herstellen könnten,“ erläutert Chartier und fügt hinzu, dass der Schwerpunkt bei den EU-Entscheidungsträgern eher darin zu liegen scheine, bestehende Konsortien um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu ergänzen als um Partner aus Mitteleuropa.

Auf die Frage nach dem seiner Meinung nach wichtigsten Element des Projekts betonte Chartier die Schaffung eines weiter reichenden europäischen Netzwerks von Tierforschern: „Wir wollen den Forschungsinstituten in den etablierten Mitgliedstaaten mitteilen, dass es nun ein Netzwerk gibt, das ihnen bei der Suche nach geeigneten Partnern aus der Tierforschung in Mitteleuropa hilft. Einrichtungen in den Bewerberländern und neuen Mitgliedstaaten, die sich mit Tierkunde befassen und an der Teilnahme am RP6 interessiert sind möchten wir eindringlich bitten, Kontakt zu uns aufzunehmen, sich bei uns registrieren und ihre Daten in die Datenbank aufnehmen zu lassen.“

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cn

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