Waldschäden auch 2003 gestiegen – weitere Zunahme absehbar

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist die Zunahme der Waldschäden ein deutliches Warnsignal. Der diesjährige extrem heiße und trockene Sommer werde auch längerfristig Schäden verursachen. Den gleichen Effekt habe es Anfang der achtziger und neunziger Jahre gegeben. Der heute vorgestellte Waldschadensbericht der Bundesregierung mache deutlich, dass verstärkte Anstrengungen zum Schutz des Waldes notwendig seien. Trotz des Rückgangs der Emissionen giftiger Abgase und Substanzen in den zurückliegenden Jahren habe sich der Wald nicht erholt. Die Bundesregierung müsse der Zunahme der Waldschäden um mehr als vier Prozent über alle Schadstufen und um zwei Prozent bei schweren Schäden mit einem Sofortprogramm entgegensteuern.

BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm: ’Der Waldschadensbericht darf nicht zu einem jährlichen Ritual ohne Folgen verkommen. Die erneute Zunahme der Schäden zeigt, dass Bund und Länder dringend Gegenmaßnahmen einleiten müssen. Vor allem in der Verkehrspolitik müssen die Versäumnisse ausgebügelt werden. Kranke Wälder sind kein Schicksal, sie können mit einer guten Therapie auch wieder gesund werden.’

Die diesjährige Hitzeperiode und der Wassermangel hätten den Stress für den Wald erhöht und seine Abwehrkraft gegenüber Luftschadstoffen und Schädlingen gemindert. So seien bei Fichten gehäuft Buchdrucker- Borkenkäfer aufgetreten. Die große Zahl deshalb gestorbener Fichten werde jedoch für den Waldschadensbericht nicht mitgezählt.

Verantwortlich für die Waldschäden seien auch kritische Ozonbelastungen in vielen Regionen. Die auf Wachstum ausgerichtete Verkehrspolitik der Bundesregierung trage nicht zu einer Minderung der Schadstoffe bei. Ein punktueller Rückgang werde bei längerem Sonnenschein schnell unwirksam, weil das kurzwellige Sonnenlicht die chemische Reaktion zur Entstehung des Ozons beschleunige.

Eine weitere Ursache der starken Waldschäden sei eine ’Altlast’ aus den siebziger Jahren: Extrem hohe Säureeinträge in den Waldboden hätten seine Pufferkapazität nahezu erschöpft. Der Boden könne die inzwischen verminderten Einträge nicht mehr neutralisieren. Negativ sei auch der zu hohe Stickstoffeintrag. Er bewirke Störungen des Bodenlebens und eine zusätzliche Anfälligkeit der Bäume gegenüber Schädlingen.

Helmut Klein, Waldexperte des BUND: ’Die beiden Hauptursachen für die Waldschäden – das Verkehrswachstum und Stickstoffeinträge auch aus der Landwirtschaft – müssen gestoppt werden. Von Bundesverkehrsminister Stolpe verlangen wir einen konkreten Plan zur Schadstoffminderung. Und Agrarministerin Künast bedarf stärkerer Unterstützung bei der Ausweitung des Ökolandbaus.’

Unverantwortlich sei die Forstpolitik von Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Indem sie ihre Wälder privatisierten und aus der Obhut der Länder entließen drohe die teilweise Abschaffung der Waldschadenszählung. Angeblich berechtigte Interessen von Waldwirtschaftsfirmen könnten eine Erhebung der Schäden künftig blockieren.

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