Grüne Gentechnik – Allheilmittel für die Landwirtschaft?

Neue Studie des Umweltbundesamtes hinterfragt Nutzen gentechnisch veränderter Pflanzen

Die grüne Gentechnik verspricht bei landwirtschaftlichen Problemen wie Krankheitsbefall und Insektenfraß eine „maßgeschneiderte“ Lösung. Doch die Landwirtschaft kann auf die meisten dieser Pflanzensorten verzichten. Zu diesem Schluss kommt das Umweltbundesamt (UBA) in der Studie „Alternativen zu gentechnisch veränderten Pflanzen“. Auftragnehmer der Studie ist die österreichische UBA Wien GmbH.

In fünf Fallbeispielen (Unkrautbekämpfung bei Raps, Insektenbefall bei Mais, Befall der Zuckerrübe durch das Rizomania-Virus, Kartoffel mit veränderter Stärkezusammen-setzung und Mehltaubefall bei Weinreben) werden gentechnische Lösungsansätze den Möglichkeiten konventioneller und ökologischer Landwirtschaft gegenüber gestellt. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die technische Machbarkeit und die Marktchancen der einzelnen Alternativen.

Es zeigte sich, dass in jedem der fünf Fälle bereits Lösungen ohne Einsatz der Gentechnik vorhanden sind, die technisch machbar, ökologisch sinnvoll und zum Teil auch längst ökonomisch konkurrenzfähig sind. So gibt es erfolgreiche konventionelle Neuzüchtungen wie virusresistente Zuckerrübesorten oder Weinreben, die weniger anfällig für Pilzkrankheiten sind. Hingegen stellte sich am Beispiel der Kartoffel mit veränderter Stärkezusammensetzung heraus, dass noch viel Züchtungsarbeit zu leisten ist. Hier scheint der gentechnische Ansatz zunächst die einfachere Lösung zu sein. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zeigen jedoch, dass dadurch neue Probleme entstehen können – so das Auftreten resistenter Unkräuter oder die Schädigung von Nützlingen. Daher empfiehlt das Umweltbundesamt: Trotz möglicherweise ökonomisch vielversprechender Gentech-Pflanzen darf die Förderung und Weiterentwicklung von Alternativen nicht vernachlässigt werden. Welche Lösungen – mit oder ohne Gentechnik – sich bei den Landwirten letztendlich durchsetzen werden, hängt nicht nur von der technischen Machbarkeit und der Umweltverträglichkeit, sondern auch von ökonomischen Rahmenbedingungen wie staatlichen Fördermaßnahmen und nicht zuletzt von der Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher ab.

Die Studie „Alternativen zu gentechnisch veränderten Pflanzen“ ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 68/03 erschienen. Sie umfasst 147 Seiten und kostet 7,50 Euro. Bestellungen: Werbung und Vertrieb, Ahornstr. 1-2, 10787 Berlin, Telefon: 030/211 60 61, Fax: 030/218 13 79.

Media Contact

Jana Schmidt idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer