Tierschutz auf dem Prüfstand

Der Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover(1) wirft eine Reihe von Fragen zu angemessenen und tiergerechten Haltungssystemen für Legehennen auf. Nach den bislang vorliegenden beschreibenden Auswertungen von Daten aus insgesamt 72 Betrieben in sechs Bundesländern scheinen Boden- und Freilandhaltung als Alternativen zur Käfighaltung mit erkennbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Verhaltensproblemen der Tiere einherzugehen.

Eine Reihe von Impfungen sind gesetzlich vorgeschrieben bzw. zum gesundheitlichen Schutz der Tiere grundsätzlich üblich. Aus der Käfighaltung wird allerdings kaum über die Notwendigkeit von Impfungen der Legehennen gegen Rotlauf, Pasteurellen und Escherichia- Coli-Infektionen berichtet. Demgegenüber ist der Anteil der entsprechend geimpften Tiere in der Bodenhaltung sowie in der Volierenhaltung (jeweils mit und ohne Auslauf) zum Teil erheblich.

Bezüglich der in der Studie dokumentierten Behandlungen und Impfungen während der Legeperiode zeigt sich i.d.R., dass in der Boden- und Volierenhaltung entsprechende Maßnahmen häufiger vorkommen als in der Käfighaltung. „Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen bei der Behandlung gegen Wurmbefall“, über die in dieser Untersuchung in der Käfighaltung lediglich in 0,7 % der Fälle berichtet wurde, „während in den anderen Haltungssystemen dies in einem Drittel bis mehr als der Hälfte der Durchgänge vorkommt“.

Für das Kürzen der Schnäbel werden für die Bodenhaltung ohne Auslauf > 80 %, für die Bodenhaltung mit Auslauf > 90 % und für die Volierenhaltung ohne Auslauf Anwendungshäufigkeiten von 100 % berichtet. Die Volierenhaltung mit Auslauf liegt mit knapp 60 % etwas niedriger. In der Käfighaltung ist das Kürzen der Schnäbel verboten.

Der Schwankungsbereich für die in den Betrieben ermittelte Sterblichkeitsrate pro 1.000 eingestallter Hennen „liegt zwischen wenigen Prozent (Minimum 1,4 % bei konventioneller Käfighaltung) bis zu annähernd und über 30 % (in allen Haltungssystemen). (…) Am höchsten ist der Anteil der Gesamtverluste in den Volierensystemen mit Medianwerten von ca. 188 bzw. 185 Tieren pro 1.000 Anfangshennen ohne bzw. mit Auslauf; in der Bodenhaltung lauten die entsprechenden Werte 158 bzw. 177 ohne bzw. mit Auslauf; die konventionelle Käfighaltung besitzt mit ca. 87 Verlusten pro 1.000 Anfangshennen die geringste Gesamtmortalität.“

Auch spezielle Verhaltensmuster der Legehennen treten nach den vorliegenden Ergebnissen in den einzelnen Haltungsverfahren in unterschiedlichem Umfang auf. Im Gegensatz zur konventionellen Käfighaltung wird über „Federpicken“ und „Kannibalismus“ vor allem in der Boden- und Volierenhaltung berichtet.

Der genannten Auswertung ist ebenso zu entnehmen, dass „die Leistungsfähigkeit von Legehennen (…) als ein zusätzlicher Indikator für den Gesundheitsstatus der Hennen interpretiert werden“ kann. Die Leistung in der Käfighaltung ist nach den vorliegenden Ergebnissen etwas höher als in den Systemen der Boden- und Volierenhaltung; allerdings werden für die Käfighaltung tendenziell etwas leichtere Eier berichtet.

Eine weitere statistische Auswertung der umfangreichen Datensätze wird voraussichtlich Aussagen dazu zulassen, inwieweit „Wirkungsparameter“ wie die Tierverluste oder die Anzahl der gelegten Eier pro Tier während der Legeperiode mit „Ursachenparametern“ wie dem Haltungssystem oder Vorbehandlungen zusammenhängen.

(1) Kreienbock, L., Schneider, B., Schäl, J., und Glaser, S., 2003: Orientierende epidemiologische Untersuchung zum Leistungsniveau und Gesundheitsstatus in Legehennenhaltungen verschiedener Haltungssysteme. Zwischenbericht vom 1. September 2003. Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, Tierärztliche Hochschule Hannover.

Rückfragen bitte an das

Institut für Landwirtschaft und Umwelt
Konstantinstraße 90, 53179 Bonn,
Tel.: (0228) 97993-25, Fax – 40,
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