Agroldings Session begeistert beim IAMO Forum 2008

Diese betreffen die Entstehung landwirtschaftlicher Megaunternehmen mit zum Teil stark vertikal integrierten Strukturen, genannt Agroholdings, die sich in der Agrarproduktion engagieren.

Halle(Saale)/IAMO. Anlässlich des IAMO Forum 2008, veranstaltet vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), widmeten sich führende Experten den bemerkenswerten Entwicklungen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Diese betreffen die Entstehung landwirtschaftlicher Megaunternehmen mit zum Teil stark vertikal integrierten Strukturen, genannt Agroholdings, die sich in der Agrarproduktion engagieren. „Landwirtschaftliche Betriebe werden häufig als Profitcenter von einen Mutterunternehmen koordiniert.

Diese haben häufig keinen direkten landwirtschaftlichen Hintergrund. Teilweise stammen sie aus dem Rohstoffsektor, der Ernährungs-industrie oder dem Dienstleistungssektor und übernehmen bestimmte Funktionen landwirtschaftlicher Unternehmen. Diese beinhalten insbesondere das Produktions- und Finanzmanagement, aber auch strategische Entscheidungen wie z. B. die Investitionstätigkeit.“, erklärt Prof. Dr. Heinrich Hockmann (IAMO, Leiter des Forschungs-projektes „Agroholdings im Agrar- und Ernährungssektor in Russland“).

Darüber hinaus tragen die Muttergesellschaften in der Regel das finanzielle Risiko der Agrarproduktion, häufig ohne direkten landwirtschaftlichen Hintergrund (Banken, Ernährungsindustrie, Rohstoffsektor). Laut Dimitri Rylko, Institute of Agricultural Market Studies (IKAR) in Moskau, „existieren in Russland derzeit mehr als 200 private Agroholdings, die ca. 11.5 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften. Das ist immerhin ein Viertel der gesamten Getreideernte Russlands.“ In den letzten Jahren ist ein erhebliches Wachstum der Agroholdings festzustellen. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Schwarzerderegionen im Süden Russlands.

Experten gehen davon aus, dass bis 2020 ca. 20 Mio. Hektar hochproduktiven Ackerlandes von Agroholdings kontrolliert werden – eine Entwicklung, die auch auf die Preise für landwirtschaftliche Rohprodukte Auswirkungen haben dürfte. „Als Reaktion auf die Probleme der Sicherstellung der Rohstoffversorgung in der verarbeitenden Industrie, konzentrieren sich Agroholdings in Kasachstan vor allem auf Getreideproduktion und deren Verarbeitung, schildert Jürgen Wandel von der Deutsch-Kasachische Universität in Almaty (Kazakhstan). „Sie erwirtschaften ca. 80% der gesamten Getreideproduktion“. Auch in diesem Land ist ein betriebliches Wachstum der Holdings zu beobachten.

In der Ukraine war eine eher zögerliche Entwicklung zu beobachten, die jetzt jedoch an Dynamik gewonnen hat. Existierten im Jahr 2007 lediglich 25 Agroholdings und ca. 80 kleinere Unternehmen, so sind es 2008 bereits um die 40 Agroholdings, die zusammen mehr als 4 Mio ha bewirtschaften. Ergänzend kommen dazu noch weitere 100 kleinere Unternehmen, mit im Durchschnitt mehr als 20.000 ha. Damit werden ca. 20% der Ackerfläche von diesen Unternehmen kontrolliert. In allen drei Ländern zeichnen sich diese Megaunternehmen dadurch aus, dass sie äußert profitorientiert wirtschaften. Ökologische Aspekte werden daher auch nur insofern berücksichtigt, als sie dem Gewinnziel dienen. Entwicklungen im sozioökonomischen Bereich werden ebenfalls kritisch betrachtet: „In der Regel beobachtet man einen Zerfall der lokalen Infrastruktur“ so Hockmann. „Gegenwärtig besteht noch enormer Forschungsbedarf. Es bleibt das Ziel der Wissenschaft, Ursachen und vor allem Lösungsansätze zu präsentieren.“

Media Contact

Dr. Klaus Reinsberg idw

Weitere Informationen:

http://www.iamo.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer