Bauer sucht Frau, Mann und Kind: Kooperativmodell bringt Landwirt und Verbraucher unter einen Hut

Mit einem Kooperativ-Modell nach amerikanischem Vorbild wollen auf dem Hof Pente Landwirt und Verbraucher gemeinsam Verantwortung für das Herstellen der Lebensmittel, das Entwickeln der Kulturlandschaft und den Erhalt der Biodiversität übernehmen. © Hof Pente<br>

Kühe sind lila? Kartoffeln wachsen geschält in Gläsern? Einer städtischen Gesellschaft, die landwirtschaftlicher Urproduktion immer stärker entfremdet ist, fehlt zumindest in Teilen das Wissen um elementare Prozesse der Nahrungsmittelherstellung.

Auf die Frage, wie Lebensmittel umweltgerecht produziert und konsumiert werden können, will der Hof Pente in Bramsche nun eine zukunftsweisende Antwort geben: Mit einem Kooperativ-Modell nach amerikanischem Vorbild wollen Landwirt und Verbraucher gemeinsam Verantwortung für das Herstellen der Lebensmittel, das Entwickeln der Kulturlandschaft und den Erhalt der Biodiversität übernehmen.

Der Clou: Lebensmittel werden nicht mehr verkauft, sondern fließen in einen Kreis von Mitgliedern, die die wirtschaftliche Situation des landwirtschaftlichen Betriebes finanziell mittragen und in seine Gestaltung, Planung und Bewirtschaftung transparent einbezogen werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit knapp 98.000 Euro.

Bei der Auftaktveranstaltung zu dem Projekt auf dem landwirtschaftliche Familienbetrieb stellte Projektleiter Dr. Tobias Hartkemeyer heute heraus, dass durch das Konzept der gemeinschaftsgetragenen Landbaukultur (Community Supported Agriculture, CSA) die Verbraucher zu Mitgliedern und Mitgestaltern von Ernährungskultur heranreifen könnten: „Durch den Zusammenschluss von Bauer und Verbraucher, durch das Schaffen gemeinsamer Lernfelder und Begegnungsräume kann viel bewegt werden.“ Auch an der Optimierung von Nachhaltigkeit und Ökobilanz von Lebensmitteln arbeiteten Verbraucher und Landwirte gemeinsam. Der Gemeinschaftshof sei eine Lernende Organisation, Schwachstellen könnten gemeinsam identifiziert und optimiert werden.

Dass die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft offenkundig ein ausbaufähiges Zukunftsmodell sein könne, zeige schon jetzt das große Spektrum an regionalen und überregionalen Nachfragen, betonte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde in seiner Eröffnungsrede. Über die ohnehin stattfindende CSA-Bewirtschaftung hinaus werde aber modellhaft auch ein neuartiges und umfassendes CSA-Umweltkommunikations- und -Bildungskonzept erprobt. Angestrebt seien die Entwicklung und Durchführung von umweltpädagogischen Angeboten und Umweltkommunikationsmaßnahmen. Das breite Teilnehmerspektrum reiche dabei von Familien mit Kindern über Anbauverbände und interessierte Landwirte bis hin zu Vereinen, Bildungsanbietern, Lehrkräften und Schulen. Brickwedde: „Das ‚Modell Pente‘ als alltagsbezogener Lernort soll eine Initialzündung geben, um den Motor der Veränderung von Ernährungsstilen hin zu mehr Nachhaltigkeit ins Laufen zu bringen.“

Diesen Aspekt griff auch Hartkemeyer auf. „Im Zentrum des pädagogischen Konzeptes steht praktisches und handlungsorientiertes Lernen, das in einem direkt erfahrbaren Kontext von ökologischen und sozialen Prozessen stattfindet. Hier kann unmittelbar erlebt werden, wie der Kauf von Lebensmitteln die Kulturlandschaft gestaltet.“ Es sei auch wichtig, so Hartkemeyer, „dass Kinder erleben können, wie erwachsene Menschen durchaus auch gemeinsam mit ihnen praktische, sinnvolle Tätigkeiten verrichten und dadurch Vielfalt und Fruchtbarkeit erhalten.“ Neben der monatlichen Möglichkeit für Groß und Klein, beim „Mitmachtag“ die Arbeit auf dem Hof mitzuerleben, sei das Konzept hin zu einem Kinderbauernhof ausgebaut worden. Damit biete der Hof Pente nun zehn Kindern die Möglichkeit, täglich in den Gemeinschaftshof als handlungspädagogischen Lernort einzutauchen.

Neben den genannten Angeboten sei besonders auch die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer zu begrüßen, ergänzt DBU-Expertin Verena Exner. Es gehe insbesondere um die Ausbildung junger Landwirte, die ermutigt werden sollten, ebenfalls einen CSA-Hof zu initiieren und zu führen. Letztlich gehe es aber auch um die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb. Abgerundet werde das Vorhaben durch Seminare, Vorträge vor nationalem und internationalem Publikum, ein Handbuch sowie eine Internet-Plattform.

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Franz-Georg Elpers DBU

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