Agronomische und ökologische Auswirkungen von ausgebrachten Bioabfällen

Gülle wird seit Jahrhunderten auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Diese Methode der organischen Düngung hat sich jedoch weiter entwickelt und wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts von der synthetischen Mineraldüngung verdrängt. Dadurch ist es einfacher geworden, die notwendige Menge an den wichtigsten Nährstoffen wie Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) zu ermitteln und einzusetzen. 

In der letzten Zeit hat die Wiederverwertung von organischem Dünger aus verschiedenen häuslichen und industriellen Abfällen (Matière fertilisantes d’origine résiduaires = Mafor) (z.B. Abwasser, Hausmüll, Industrieabfälle etc.) in der Landwirtschaft jedoch wieder zugenommen. Der agronomische Vorteil der Mafor ist, dass durch sie organische Substanzen direkt in den Boden gelangen und sie die einzige erneuerbare Phosphor-Quelle sind. 

Im Rahmen einer weiteren Studie sollen jetzt folgende Punkte untersucht werden: 

Heterogene Verteilung der Mafor-Ressourcen. In Frankreich wird ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Gülle gedüngt. Dabei kommt es auf einigen Flächen zu einer Überversorgung mit Stickstoff, wodurch ein Teil des Nährstoffs an die Atmosphäre oder an Gewässer verloren geht, was wiederum Umweltauswirkungen zur Folge hat. 

Kontrollierte Zugabe von pathogenen Mikroorganismen. Dung und städtischer Klärschlamm enthalten aufgrund ihrer fäkalen Herkunft pathogene Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Parasiten. Diese können zur Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen beitragen. 

Variierende Menge chemischer Schadstoffe im Boden. Die meisten Schadstoffe (organisch oder anorganisch), die durch die Mafor in den Boden gelangen, können auch auf andere Weise zu Verunreinigungen führen, z.B. über die atmosphärische Deposition, Pflanzenschutzmittel, Bewässerung etc. Auch wenn die gegenwärtig in Frankreich ausgebrachte Menge an Mafor unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten bleibt, kann sie langfristig dennoch zu einer schwer kontrollierbaren Anreicherung von Schadstoffen im Boden führen.

Für eine Optimierung des Einsatzes von Mafor in der Landwirtschaft und eine Erhöhung ihres Beitrags für die Recycling-Wirtschaft braucht es umfangreiche Kenntnisse der Eigenschaften von Abfallstoffen und deren Behandlungen.

[1] INRA – französisches Institut für Agrarforschung

[2] CNRS – französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung

[3] Irstea – nationales Forschungsinstitut für Umwelt- und Agrarwissenschaften und –Technologien, öffentliche Forschungseinrichtung mit Schwerpunkt Landmanagement (Wasserressourcen, Landtechnik) 

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Irstea, des CNRS und des INRA – 03.07.2014 – http://www2.cnrs.fr/sites/communique/fichier/cp_esco_version_def.pdf 

Redakteur: Clément Guyot, clement.guyot@diplomatie.gouv.fr

Wissenschaft-Frankreich (Nummer 274 vom 20. August 2014)

Französische Botschaften in Deutschland und Österreich

Media Contact

Clément Guyot Wissenschaft-Frankreich

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaft-frankreich.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer