Welche Nachhaltigkeitsforschung brauchen wir?

Das Wissenschaftsjahr 2012 steht im Zeichen der Forschung für nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeitsforschung gilt als Schlüssel für die Zukunft – doch nachhaltige Entwicklung kann nur gelingen, wenn Wissenschaft und Gesellschaft enger zusammenarbeiten als bisher. Was aber bedeutet das für die Wissenschaft? Welche Nachhaltigkeitsforschung brauchen wir, und in welchem Verhältnis muss sie zur Gesellschaft stehen?

Das Frankfurter ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gibt darauf Antworten – mit der Tagung „wahrhaft nützlich. Was kritische Nachhaltigkeitsforschung ausmacht“ am 16. November 2012 in Frankfurt am Main.

Angesichts der komplexen Problemlagen, wie sie etwa für den Klimawandel oder den Verlust der Artenvielfalt charakteristisch sind, wird deutlich: Keine gesellschaftliche Gruppe verfügt heute allein über das erforderliche Wissen für den gesellschaftlichen Umbau. Auch verfolgen Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft nicht zwangsläufig dieselben Ziele und Wege für die sogenannte „Große Transformation“ der Gesellschaft. Zudem haben alle unterschiedliche Vorstellungen vom Nutzen der Nachhaltigkeitsforschung. Wie kann Nachhaltigkeitsforschung diese Zielkonflikte auflösen? Und wie kann Forschung gesellschaftlichen Ansprüchen nach „Nützlichkeit“ gerecht werden, ohne dabei ihren eigenen Wahrheitsanspruch zu vernachlässigen?

Qualitätskriterien für eine kritische Nachhaltigkeitsforschung

Mit der Tagung „wahrhaft nützlich. Was kritische Nachhaltigkeitsforschung ausmacht“ setzt sich das ISOE bewusst mit diesen Konflikten auseinander. „Denn derzeit besteht die Gefahr, dass die Kernaufgabe von Wissenschaft und Forschung, nämlich die Erneuerung des Wissens durch Forschung, zerrieben wird zwischen selbstgestelltem Wahrheitsanspruch und gesellschaftlichem Nützlichkeitsdenken“, sagt Thomas Jahn, Sprecher der Institutsleitung. Eine Konzentration auf ganz grundlegene Kriterien der Nachhaltigkeitsforschung sei deshalb dringend notwendig. Aus diesem Grund stellt das ISOE im Zuge der Tagung die „Frankfurter Thesen für eine kritische Nachhaltigkeitsforschung“ zur Diskussion.

„Wir sehen darin einen grundlegenden Beitrag zur aktuellen Debatte um Qualitätskriterien für Nachhaltigkeitsforschung“, sagt Thomas Jahn. Auch Gesine Schwan, Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance, betont die Notwendigkeit dieser Debatte. Sie wird die Tagung mit einer Keynote zum Verhältnis zwischen kritischer Nachhaltigkeitsforschung und gesellschaftlichem Dialog am Beispiel der Energiewende eröffnen. „Die Energiewende ist zu schaffen“, ist sich Gesine Schwan sicher, „dafür müssen sich aber nicht nur Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bewegen – auch die Wissenschaft muss dazu einen gezielten und intelligenten Beitrag leisten. Die Frankfurter Thesen des ISOE weisen hier den richtigen Weg“.

Die Tagung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Transformatives Wissen schaffen“, die der NaWis-Verbund und das Ecological Research Network (Ecornet) anlässlich des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für das Jahr 2012 ausgerufenen Wissenschaftsjahres „Zukunftsprojekt ERDE“ durchführen.

Zeit: Freitag, 16. November 2012, 10 bis 17 Uhr
Ort: Haus am Dom, Frankfurt am Main
Die Teilnahme ist kostenfrei – Anmeldung erforderlich
Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung zählt zu den führenden national und international tätigen Forschungseinrichtungen der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung. Als gemeinnützige und unabhängige Forschungseinrichtung entwickelt das ISOE seit mehr als 20 Jahren sozial-ökologische Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung. Die Forschungs¬schwerpunkte sind Wasser, Energie und Klimaschutz im Alltag, Mobilität und Urbane Räume, Bevölkerungsentwicklung und Versorgung sowie Transdisziplinäre Konzepte und Methoden. Mit seinem transdisziplinären Ansatz verfolgt das ISOE zwei Innovationslinien: Es erarbeitet fundierte Entscheidungsgrundlagen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und setzt Impulse für eine kritische und nachhaltige Wissenschaft.

Media Contact

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart idw

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